Insolvenz: PRIMUS AERO GmbH

Letztes Update: 26.06.2024 |

Basisdaten

  • 1921304
  • Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
  • 194482
  • PRIMUS AERO GmbH
  • Schuldner
  • LG-Graz
  • 27S100/24v
  • 13.08.2024; 11:25; Zimmer 230/Saal L
  • Prüfungs- und Berichtstagsatzung
  • 10.09.2024; 10:25; Zimmer 230/Saal L
  • Sanierungsplantagsatzung und nachträgliche Prüfungstagsatzung
  • ScherbaumSeebacher Rechtsanwälte GmbH vertreten durch: Dr. Norbert Scherbaum, Rechtsanwalt
  • Mag. Gerhard Schedlbauer Rechtsanwalt
  • 100% Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für die Luftfahrt
  • Betrieben wird die technische Betreuung von Business Jets im Managementbereich.
  • 2010
  • FN 347059 g
  • ATU65763122
  • 9907033
  • 31.12.2022
  • PRIMUS Aircraft Management Solutions GmbH

Presseinformation

 

Gegenstand des Unternehmens
Luftfahrzeugmechaniker, Handelsgewerbe, mit Ausnahme der reglementierten Handelsgewerbe

Geschäftsführer:      Stephan Krainer

Gesellschafter:         Kordial Holdings GmbH         50 %
                                      MRO Partners GmbH 50 %

Gläubiger:                 ca. 168

Dienstnehmer:          20

Passiva:                     rd. EUR 6,014.000,00 (Liquidationswert)

Aktiva:                        rd. EUR 2,018.000,00 (Liquidationswert)

Sanierungsplan:
Die Insolvenzgläubiger erhalten eine 20%ige Quote, zahlbar innerhalb von 2 Jahren ab Annahme des Sanierungsplans.

Insolvenzursachen (lt. Schuldnerangaben): 
Im Oktober 2022 erwarb die PRIMUS AERO GmbH die AAC GmbH zu einem Kaufpreis von EUR 3,3 Mio., um ihre Wertschöpfungskette durch eine Werft zu erweitern. Die zum Vertragsabschluss fällige Anzahlung in Höhe von EUR 0,8 Mio. wurde aus kurzfristigen Betriebsmitteln finanziert, die geplante Refinanzierung über einen Abstattungskredit konnte schließlich jedoch nicht umgesetzt werden. Die verbleibenden EUR 2,5 Mio. wurden seitens der Verkäuferin schließlich gestundet, sodass der Restkaufpreis erst in 09/2032 zur Zahlung fällig ist. Bis dahin ist lediglich der Zinsdienst (8% p.a.) laufend zu bedienen.

2022 zog die PRIMUS AERO GmbH in ein neues Bürogebäude und vergrößerte ihre Strukturen um mit den kommunizierten Wachstumsplänen ihrer größten Kundin mithalten zu können, welche die Übernahme einer Airline sowie die „Einflottung" von zusätzlich fünf Embraer 190 Jets vorsahen. Tatsächlich wurden diese Wachstumspläne der Kundin jedoch nicht wie geplant realisiert, wodurch die PRIMUS AERO GmbH auch die zugesagten Aufträge im Zusammenhang mit der Betreuung der vergrößerten Flotte entgingen.

Die mit dem Umzug und den vergrößerten Strukturen verbunden Ausgaben führten schließlich zu Engpässen im Cashflow. Die PRIMUS AERO GmbH versuchte, dem Liquiditätsengpass durch Factoring der Ausgangsrechnungen entgegenzuwirken, was Mitte 2023 tatsächlich zu einer Verbesserung der Liquidität führte. Gleichzeitig wurde jedoch der Zessionsrahmen bei einer Bank auf lediglich EUR 100.000,00 reduziert.

Seit November 2023 kommt die Kundin ihren Zahlungsverpflichtungen nur mehr unregelmäßig nach, wodurch die PRIMUS AERO GmbH selbst nicht mehr in der Lage war, die vereinbarten Zahlungspläne mit ihren Lieferanten einzuhalten.

Trotz intensiver Bemühungen der PRIMUS AERO GmbH konnte die notwendige Liquidität schließlich nicht gewährleistet werden. Der Factoring-Vertrag wurde schließlich im 02/2024 aufgrund der schlechten Zahlungsmoral der Kundin gekündigt. Darüber hinaus führte die Ablehnung eines Antrags auf einen höheren Zessionsrahmen (aufgrund rapide verschlechterter Finanzzahlen) durch die Bank zu einer Verschlechterung der Liquidität.

Ohne die Finanzierung war die PRIMUS AERO GmbH nicht mehr in der Lage, in dem erforderlichen Ausmaß neue Geschäfte zu generieren und Zahlungen fristgerecht zu leisten. Auch die im Jänner 2024 lukrierten Umsätze aus Franchiseverträgen konnten die Situation nicht mehr nachhaltig entspannen.

Die PRIMUS AERO GmbH ist daher nicht mehr in der Lage, ohne die angestrebten Sanierungsmaßnahmen ihren Betrieb in der derzeitigen Form fortzuführen. Es wurden daher die Zahlungen eingestellt und ist die Zahlungsunfähigkeit eingetreten.

 

Weitere verfahrensrelevante Daten:
Die PRIMUS AERO GmbH wurde mit Gesellschaftsvertrag vom 26.05.2010 errichtet. Sie ist zu 100 % an der PIMUS AERO US INC, Miami, sowie zu 100 % an der Austrian Aircraft Corporation – AAC, Österreichische Luftfahrzeug GmbH, beteiligt.

Das Hauptgeschäft der PRIMUS AERO GmbH war ursprünglich das Management und die Verwaltung von Flugzeugen sowie in verschiedenen technischen und unterstützenden Dienstleistungen für die Luftfahrt. Mittlerweile wird der größte Teil des Umsatzes (ca. 70% des Gesamtumsatzes) durch den Handel mit Flugzeugersatzteilen erwirtschaftet.

Infolge langfristiger Wartungsverträge mit Flugzeugbetreibern sowie der vorhandenen Lizenzen zur Vergabe von Betriebsgenehmigungen für rund 50 Flugzeugtypen konnte sich die PRIMUS AERO GmbH eine gute Marktpositionen erarbeiten. Die Wartungsarbeiten selbst werden von Vertragswerkstätten (Werften) durchgeführt. Die PRIMUS AERO GmbH überwacht dabei die ordnungsgemäße Durchführung, bestätigt die Betriebsbereitschaft der Luftfahrzeuge und beschafft die notwendigen Ersatzteile. 

Als Grundlage für den weiteren Ausbau des Geschäftsfelds erwarb die PRIMUS AERO GmbH 2022 sämtliche Geschäftsanteile der AAC GmbH, einem österreichischen Anbieter von Wartungs- und Reparaturdienstleistungen. Gemeinsam mit der AAC beschäftigte die Schuldnerin im Jahr 2023 insgesamt knapp unter 100 Mitarbeiter.

Die Erweiterung der Dienstleistungen sowie das schnelle Wachstum des Hauptkunden führte in den vergangenen Jahren zu einem stabilen und stetigen Wachstum.

 

Die PRIMUS AERO GmbH strebt den Fortbetrieb und die Sanierung des Unternehmens an. 

Die Finanzierung des Sanierungsplans soll aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erfolgen. Es sollen ausreichende Aufträge zur Gewährleistung der Liquidität vorhanden sein.

„Der Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann“, so Mag. Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Insolvenz Graz.

 

  • Zum Insolvenzverwalter wurde die ScherbaumSeebacher Rechtsanwälte GmbH, vertreten durch Herrn Dr. Norbert Scherbaum, Rechtsanwalt in Schmiedgasse 2, 8010 Graz bestellt.
  • Die Anmeldefrist wurde mit 30.07.2024 bestimmt.
  • Die allgemeine Prüfungs- und Berichtstagsatzung wurde für den 13.08.2024  anberaumt.
  • Die Sanierungsplan-, besondere Prüfungs- und Schlussrechnungstagsatzung finden am 10.09.2024 statt.

 

Der KSV1870 bietet allen Gläubigern an, sie in diesem Fall zu vertreten. 

 

Schritt eins

Voraussichtliche Kosten berechnen

Schritt zwei

Auftragsdaten erfassen

Schritt drei

Daten prüfen und bestätigen - fertig!

Weitere Insolvenzen