Unternehmensinsolvenzen: Konjunktur und Niedrigzinspolitik stärken den Firmen den Rücken.
Privatkonkurse auf dem Rückzug.
Unternehmensinsolvenzen 1. Halbjahr 2019
Link zur Insolvenzstatistik Unternehmen 1.HJ-2019
Wien, 04.07.2019 – Im ersten Halbjahr sind insgesamt 2.561 Unternehmen insolvent geworden. Das entspricht fast dem Vorjahreswert von 2.584 Firmen. Ein kleines Plus von 0,3 Prozent bei den Eröffnungen wird durch ein Minus von 2,5 % der mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren mehr als aufgewogen. Die betroffenen Verbind-lichkeiten lagen mit EUR 864 Mio. etwa fünf Prozent unter 2018, wogegen die 8.100 betroffenen Dienstnehmer zwölf Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2018 liegen.
Die Halbjahreszahlen für die Unternehmensinsolvenzen zeichnen praktisch ein Bild des Still-standes mit einem Minus von 0,9 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Niedrige Zinsen und eine schleppende Konjunktur können sich noch die Balance halten. Dass die eröffneten Verfahren auf Kosten der nicht eröffneten Verfahren zugenommen haben, ist immerhin als weiterer kleiner Erfolg zu verbuchen: Denn jede Eröffnung bedeutetet für den Unternehmer eine Chance auf Sanierung des Unternehmens, und für die Gläubiger die Chance auf Quotenzahlungen in einem geordneten Umfeld. Für die Allgemeinheit und die Wirtschaft als Ganzes sind Eröffnungen ein Hygienefaktor der Sonderklasse: Schlecht wirtschaftende Betriebe werden geschlossen und verlassen den Markt, eventuell anfechtbare Handlungen werden recherchiert und korrigiert.
Privatkonkurse 1. Halbjahr 2019
Link zur Insolvenzstatistik Private 1.HJ-2019
Wien, 04.07.2019 – 4.994 Personen haben im ersten Halbjahr 2019 die Regulierung ihrer Schulden in Angriff genommen. Das ist ein Minus von 8,7 Prozent. Die Schulden sind um 33 Prozent deutlich gesunken. Die Novelle 2017 dürfte in der Realität angekommen sein: Die Verfahren nehmen ab, liegen aber immer noch spürbar über dem Niveau der Jahre vor der Novelle. Damit konnte augenscheinlich eines der Ziele der Novelle 2017 erreicht werden: ein leichterer Zugang zur Schuldenregulierung.
4.994 Mal wurde im ersten Halbjahr 2019 an einem der österreichischen Bezirksgerichte ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das bedeutet umgerechnet, dass an
123 Gerichtstagen des ersten Halbjahres pro Tag rund 41 Privatkonkurse eröffnet worden sind. Diese Verfahren zielen auf die Entschuldung dieser Menschen mit durchgerechnet ca. EUR 144.000 Schulden. „Die heiß diskutierte Novelle des Jahres 2017 trat mit 1.11.2017 in Kraft und das bedeutete, dass tausende Menschen mit ihren Anträgen bis zum Inkrafttreten der neuen Bestimmungen zuwarteten. Daher kam es 2017 zu einem Rückgang der Verfahren auf unter 7.000 Fälle. Ein Rückgang, der dann im Jahr 2018 als Nachholeffekt zu einer statistischen Verwerfung führte. Das Jahr 2019 ist folglich das erste Jahr nach der Novelle, das eine einigermaßen abgestützte Analyse ermöglicht“, so der KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner.