Insolvenzstatistik 1. Quartal 2020

Q1 2020 Unternehmen: Trotz eines Blitzeinschlages in die heimische Wirtschaft warten die Insolvenzen zu

Wann die „Nach-Corona-Zeit­rech­nung“ beginnt ist weiterhin unge­wiss.

Wien, 06.04.2020 – Im ersten Quartal 2020 sind die Insolvenzzahlen in Österreich deutlich rückläufig. Insgesamt wurden 1.151 Unternehmen insolvent, was einen Rückgang von rund 9 % gegenüber dem ersten Quartal 2019 darstellt. Es wurden 668 Insolvenzverfahren eröffnet und das stellt einen Rückgang von fast 14 % dar. Die Passiva allerdings haben sich in diesem Zeitraum auf EUR 750 Millionen fast verdoppelt. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer betrug 4.463 und lag damit um rund 12 % über dem Wert des Vergleichszeitraums 2019.

KSV1870 Infografik Insolvenzstatistik QI 2020 final Bild

Einfüh­rung einer neuen Zeit­rech­nung:

Das Jahr 2020 wird zukünftig in einen Zeitraum vor Corona und einen danach eingeteilt werden. Dabei sind es vor allem die einschneidenden Maßnahmen, die mit etwa Mitte März in Kraft traten und Teile des Wirtschaftslebens vollkommen zum Erliegen brachten (Gastronomie, Non-Food-Handel, Tourismus) und andere andauernd erheblich in Mitleidenschaft ziehen. Dies geschieht in einem Ausmaß, der heute noch nicht einmal annähernd seriös überblickt werden kann. Dieser Einschnitt mit Mitte März hat auch schon in der Insolvenzstatistik Niederschlag gefunden: waren die Zahlen der Gesamtinsolvenzen im Februar 2020 noch 3 % über dem selben Monat des Vorjahres, so haben alleine zwei Wochen im März einen rund 50 %-igen Einbruch erbracht, sowohl bei den Eröffnungen, als auch bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren. Und in einem so kurzen Zeitraum wie dem ersten Quartal mit genau 13 Wochen, spielen zwei Wochen und zwei Tage schon statistisch eine bedeutende Rolle – repräsentieren diese doch rund ein Sechstel des Beobachtungszeitraums. Aus diesem Grund schlägt der 50 %-ige Einbruch der Insolvenzzahlen in dieser kurzen Zeit entsprechend auf die Gesamtstatistik durch. 

Der 12 %-Zuwachs an betroffenen Dienstnehmern entgegen dem Gesamtbild der Eröffnungen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Zahl im ersten Quartal 2019 besonders niedrig war (42 % unter 2018) und die gegenwärtig durchschnittlich 6,7 betroffenen Dienstnehmer eher einem langjährigen Schnitt entsprechen, als der Vorjahreswert.

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Q1 2020 Privatkonkurse: Wann wird es so sein, wie es noch nie war?

Insol­venz­ent­wick­lung bei den Privat­kon­kursen ist mehr denn je von jener der Unter­nehmen abhängig.

Wien, 06.04.2020 – Eröffnete Privatkonkurse gingen im ersten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 um fast ein Viertel zurück. Lag der Rückgang im Februar noch bei rund 3 %, so hat ein weitgehender Stillstand der Justiz beziehungsweise auch der Anträge der Schuldner seit etwa Mitte März diesen Rückgang substanziell verursacht. Daher sind die  1.895 eröffneten Privatkonkurse des ersten Quartals beziehungsweise der 24 %-ige Rückgang keineswegs Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sondern nahezu zur Gänze einem Ausnahmezustand geschuldet, dessen Ende heute niemand genau absehen kann. Der Rückgang der Passiva um 28 % auf rund EUR 237 Millionen ist österreichweit nicht signifikant und bestätigt den Trend, dass nunmehr wieder weniger Schuldner mit besonders hohen Verbindlichkeiten den Weg zum Konkursgericht suchen.

Bundes­länder-Rund­blick:

Drei große Bundesländer (Wien, Oberösterreich und Steiermark) liegen im Österreich-Trend. Besondere Ausreißer sind das Burgenland (allerdings aufgrund der geringen absoluten Zahlen wenig aussagekräftig), Tirol und Vorarlberg. Die beiden letztgenannten Bundesländer haben traditionell, gemessen an der Bevölkerung, ein intensives Insolvenzaufkommen und reagieren auch verhältnismäßig rasch auf Veränderungen. In Tirol und Vorarlberg mag auch hinzukommen, dass dort Coronafälle viel früher gehäuft auftraten als in anderen Bundeslän-dern. Salzburg weist einen Rückgang von 15 % auf und ist damit klar unterdurchschnittlich. Niederösterreich ist mit einem Rückgang von nur 10 % ein Bundesland, welches, gemessen an der Bevölkerung, einen gewissen Nachholbedarf an Entschuldungsverfahren mit Zah-lungsproblemen aufweist und voraussichtlich noch länger für diesen Nachholbedarf benötigen wird. 

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