Unternehmensinsolvenzen um 11 Prozent gestiegen
Die Zahl der Firmenpleiten steigt weiter und befindet sich aktuell knapp über dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019.
21.06.2023 – Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2.600 Unternehmen (+ 10,9 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Den größten Zuwachs verzeichnet Kärnten (+ 61,7 %), den deutlichsten Rückgang meldet das Burgenland (- 5,2 %). Weiters haben sich die vorläufigen Passiva* um 26 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro erhöht. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Leiner & kika Möbelhandels GmbH mit geschätzten Passiva* von 132 Mio. Euro. Zudem ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 11.600 Personen (+ 65,7 %) und jene der betroffenen Gläubiger auf 21.000 Geschädigte (+ 53,3 %) angewachsen. Mit Blickrichtung Jahresende werden bis zu 5.300 Firmenpleiten erwartet.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat sich in den vergangenen Monaten konsequent erhöht. Demnach waren im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2.600 Betriebe von einer Insolvenz betroffen. Das sind um 10,9 Prozent mehr Fälle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und im Schnitt rund 14 Firmenpleiten pro Tag. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor der Corona-Krise, gab es seit Jänner 2023 um rund 40 insolvente Unternehmen mehr. Weiters sind auch die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle um 11,3 Prozent auf 1.067 Fälle gestiegen. Aufgrund dieser Entwicklung plädiert der KSV1870 dafür, darüber nachzudenken, ob in Zukunft auch bis dato mangels Kostendeckung abgewiesene Fälle eröffnet werden sollen. Denn es kommt nicht selten vor, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten. „Es muss verhindert werden, dass finanziell gesunde Unternehmen aufgrund eines insolventen Geschäftspartners selbst ins Straucheln geraten. Dazu zählt unserer Meinung auch, etwaige Assets der nichteröffneten Fälle genau unter die Lupe zu nehmen. Passiert das nicht, verlieren die Betriebe noch mehr Geld als das ohnehin schon der Fall ist“, so MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.
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Mehr Privatkonkurse im ersten Halbjahr 2023
Während die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren in den ersten sechs Monaten des Jahres leicht gestiegen ist, ist das Schuldenausmaß deutlich gesunken.
Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung wurden im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 4.456 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren (25 Fälle pro Tag) gezählt. Das entspricht einem Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den größten Zuwachs (+ 42,6 %) verzeichnet Vorarlberg, den deutlichsten Rückgang (- 14,5 %) vermeldet die Steiermark. Gleichzeitig sind die vorläufigen Passiva* um 12,7 Prozent auf 419 Mio. Euro gesunken. Das bedeutet eine durchschnittliche Schuldenhöhe von rund 94.000 Euro pro Schuldner. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es noch 111.000 Euro.
Die finanzielle Situation vieler Menschen in Österreich gestaltet sich auch im ersten Halbjahr 2023 schwierig. Die Kosten für Lebensmittel, Miete und Strom sind nach wie vor auf einem hohen Niveau und bereiten der Bevölkerung Probleme. Trotz dieser herausfordernden Situation ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nur im überschaubaren Ausmaß gestiegen – und zwar um 3,1 Prozent auf 4.456 Fälle. Das entspricht rund 25 Privatkonkursen pro Tag. „Auch wenn der aktuelle Anstieg im Rahmen ist, braucht es zielgerichtete Lösungen, um die Menschen in Österreich nachhaltig zu entlasten. Vor allem für jene Menschen, die bereits vor der Teuerungswelle Probleme hatten, finanziell über die Runden zu kommen. Andernfalls wird die Rechnung nicht mehr allzu lange aufgehen und die Zahl der Privatkonkurse deutlich steigen“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Zum Vergleich: Im Jahr 2019, und damit vor der Corona-Krise und den massiven Preissteigerungen, wurden bis zum Halbjahr knapp 5.000 Privatkonkurse eröffnet. „Die Menschen gehen in Krisenzeiten vorsichtiger mit ihrem Geld um und sparen an allen Ecken und Enden. Dennoch werden bei der aktuellen Kostenpolitik eher heute als morgen die privaten Reserven vieler Menschen aufgebraucht sein“, so Götze.
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