Abwärtstrend prolongiert: Firmenpleiten weiterhin auf niedrigem Niveau
Q1-3 2021: Die im Vorjahr ohnehin schon stark rückläufige Zahl der Unternehmensinsolvenzen wurde ebenso wie jene der Passiva nochmals unterboten.
Wien, 04.10.2021 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzstatistik für die ersten drei Quartale des Jahres 2021 ist die Zahl der Firmenpleiten in Österreich im Vergleichszeitraum des Vorjahres um 28,4 % auf 1.814 Fälle gesunken – und das, obwohl bereits das vergangene Jahr von äußerst niedrigen Insolvenzzahlen geprägt war. Gegenüber dem bis dato letzten „normalen“ Jahr 2019 fällt das Minus mit 52 % noch gravierender aus. Den größten Rückgang an Firmenpleiten (- 68%) verzeichnet das Gesundheitswesen. Gleichzeitig sind die geschätzten Verbindlichkeiten branchenübergreifend um 72,4 % auf 744 Millionen Euro gesunken. Weiters sind um 57,2 % weniger Dienstnehmer (5.700 Personen) von einem insolventen Arbeitgeber betroffen. Und die Zahl der betroffenen Gläubiger sank um 41,4 %.
„Mit der von der Regierung eingeführten ‚Safety-Car-Phase‘, die Ende September geendet hat, wurde den Unternehmen eine weitere Möglichkeit am Silbertablett serviert, die Rückzahlung ihrer Schulden bis ans Äußerste hinauszuzögern. Dadurch ist der Schuldenberg vielerorts weiter angewachsen, was häufig in einem wirtschaftlichen Fiasko enden wird, sobald die offenen Forderungen fällig sind. Mit einem rechtzeitigen Schritt in Richtung einer erfolgreichen Sanierung wäre dies nicht nur zu vermeiden, sondern es würden zudem auch keine Jobs unnötigerweise aufs Spiel gesetzt werden“, erklärt
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Wie die aktuelle Statistik belegt, fallen ganz besonders auch die nicht eröffneten Unternehmensinsolvenzen mit einem Minus von 44,2 % ins Gewicht.
Gravierende Branchenunterschiede aufgrund Covid-19-Krise
Wenig überraschend verzeichnet das Gesundheitswesen (- 68 %) in den ersten neun Monaten des Jahres den massivsten Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, was in erster Linie auf die medizinischen Anforderungen im Zuge der Pandemie zurückzuführen ist. Ebenfalls ein deutliches Minus vermeldet die Sparte Kunst/Unterhaltung/Erholung/Sport
(- 57%) – hier scheinen die finanziellen Staatshilfen offensichtlich angekommen zu sein. Während sich die Bauwirtschaft auf einem konstanten Niveau befindet (- 3%), gibt es einzig und allein in der Branche Grundstück/Wohnungswesen einen Insolvenzzuwachs (+ 4%) zu vermelden – das betrifft die Vermietung/Verpachtung von eigenen Grundstücken/Gebäuden/Wohnungen, den Kauf/Verkauf von Wohnungen und Vermittler.
KSV1870 Insolvenzstatistik Unternehmen QI-III 2021 im Detail PDF |
Privatkonkurse weiter gesunken
Q1-3 2021: Die Corona-Krise ist weiterhin kein Insolvenzbeschleuniger für Privatpersonen.
Wien, 04.10.2021 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzstatistik ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren in den ersten drei Quartalen 2021 um 7 % auf 5.029 Fälle gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gesunken. Im Vergleich zum bis dato letzten „Normaljahr“ 2019 fällt die Entwicklung mit einem Minus von 30 % noch deutlicher aus. Parallel dazu sind auch die geschätzten Verbindlichkeiten während der vergangenen neun Monaten um 30 % zurückgegangen und betragen derzeit 572 Millionen Euro. Gegenüber dem Jahr 2019 fallen die Passiva sogar um fast die Hälfte (- 48%) niedriger aus.
„Auch eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Krise in Österreich besteht kein Zweifel daran, dass die Pandemie in Österreich kein Beschleuniger von Privatkonkursen ist. Ganz im Gegenteil: Das bereits im Vorjahr historisch niedrige Ergebnis wurde ein weiteres Mal unterboten“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die aktuellen Zahlen bestätigen die langjährige KSV1870 Einschätzung, dass private Schulden erfahrungsgemäß im Regelfall über Jahre hinweg aufgebaut werden und häufig auf „Persönliches Verschulden“, etwa ausufernden Konsum, zurückzuführen sind.
Auswirkungen der Gesetzesnovelle bis dato überschaubar
Die allgemeine Vermutung, dass Schuldner die Umsetzung der jüngsten Insolvenznovelle im vergangenen Juli abgewartet haben, um sich in weiterer Folge innerhalb von drei Jahren zu entschulden, und nicht wie bisher innerhalb von fünf Jahren, ist bis dato noch nicht eingetreten. „Aktuell ist es zu früh, die Auswirkungen der jüngsten Gesetzesanpassungen fachlich fundiert und auf Basis objektiver Ergebnisse bewerten zu können. Hier müssen die kommenden Wochen bis zum Jahresende abgewartet werden“, so Götze. Ein Aspekt, der die anhaltend niedrige Zahl an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren jedoch erklären könnte, ist, dass im Moment der Fokus der Schuldnerberatung, die im Bereich der Privatkonkurse eine zentrale Beratungsrolle einnehmen, insbesondere in Wien vor allem darauf liegt, bestehende Zahlungsplan-Anträge zurückzuziehen, um neue Anträge samt Tilgungsplan einzubringen – dadurch würden Ressourcen für Neueröffnungen schlicht und ergreifend fehlen.
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