Insolvenzstatistik 2020

Firmenpleiten zeigen nicht den tatsächlichen Zustand der Wirtschaft

KSV1870 Umfrage belegt generelle Zuversicht bei den heimischen Unternehmen, wenngleich die Wirtschaft Zeit brauchen wird, sich wieder zu erholen.

Links zu den finalen Auswertungen zur Insolvenzentwicklung 2020

=> KSV1870 Insolvenzstatistik Unternehmen final 2020
=> KSV1870 Insolvenzstatistik Private final 2020


Wien, 16.12.2020 – Bei den Unternehmensinsolvenzen lässt sich 2020 auch als jenes Jahr zusammenfassen, in dem nichts so war wie es sein sollte. Die anhaltend größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg bringt aufgrund der durch die Bundesregierung gesetzten Maßnahmen die niedrigsten Insolvenzeröffnungszahlen seit 1990 Bei einem Gesamtrückgang von fast minus 40 % kam es hochgerechnet zu gerade einmal 3.000 Insolvenzen. Dabei bleibt die Zahl der betroffenen Dienstnehmer jedoch relativ gleich (-5,2 %), während die Passiva auf fast EUR 3 Milliarden gestiegen sind. Trotz der turbulenten Monate bewerten 52 % der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit sehr gut bzw. gut. Eine erste wirtschaftliche Erholung wird hingegen frühestens für das 2. Halbjahr 2021 erwartet.

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Das paradoxe Bild von gesunkenen Insolvenzzahlen während einer der größten Wirtschaftskrisen des Landes bleibt aufgrund von künstlich eingreifenden Maßnahmen der Bundesregierung aufrecht. „Für eine gesunde Volkswirtschaft ist es wichtig, dass das Insolvenzrecht regelkonform zum Einsatz kommen kann“, so MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Betrachtet man die Zahlen von Jänner bis Mitte März diesen Jahres, so ist der Beginn dieser verdrehten Situation eindeutig mit dem ersten Lockdown und den damals in Kraft tretenden Verordnungen festzulegen. „Die Maßnahmen im Frühling waren wichtig, um die heimische Wirtschaft nicht in den Abgrund stürzen zu lassen. Nun ist es aber umso wichtiger, wieder das bewährte österreichische Insolvenzwesen seine Arbeit machen zu lassen“, so Götze. Bis zum ersten Lockdown waren die Insolvenzzahlen um nur 5 % geringer als 2019, nach dem ersten Lockdown bis Ende des Jahres sind die Insolvenzzahlen auf die Hälfte zurückgegangen, sodass wir auf das Gesamtjahr gerechnet ein Minus von fast 40 % bei den Insolvenzen erreicht haben. Dass hier Unternehmen, die nicht einmal in einem normal verlaufenden Insolvenzjahr überlebt hätten, künstlich am Leben gehalten werden, ist nur offensichtlich.

=> Insolvenzstatistik Unternehmen 2020 (HR) im Detail

Weniger Privatkonkurse trotz Krise

Die KSV1870 Hochrechnung zeigt, dass es bei den Privatpleiten weiterhin eine Schieflage gibt, wenngleich diese wenig mit der anhaltenden Wirtschaftskrise zu tun haben scheint.

Wien, 16.12.2020 – Die privaten Schuldenregulierungsverfahren (Privatkonkurse) sind auf das ganze Jahr 2020 hochgerechnet um 22,7 % auf 7.411 eröffnete Fälle gesunken. Es wurden dabei Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 1,1 Mrd. Euro einer Regulierung zugeführt. Somit ergibt sich ein Schuldendurchschnitt von rund EUR 150.000, wie bereits auch schon im Vorjahr.

Bis zum ersten Lockdown Mitte März 2020 kam es bei den Privatkonkursverfahren zu einem Minus von 9 % im Vergleich zum selben Zeitraum in 2019. Somit kann, im Gegensatz zu den Unternehmensinsolvenzen, weniger von einem Corona-bedingten Rückgang gesprochen werden. „Der Rückgang bei den Privatinsolvenzen ist nicht so hoch wie bei den Firmeninsolvenzen, da die Mitarbeiter teilweise in Kurzarbeit waren und auch aufgrund der Corona-Situation sehr verunsichert sind, sodass sie im Moment weniger riskieren“ so MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Der Rückgang nach dem Lockdown war rund 25 %, sodass die Reduktion der Insolvenzen über das Gesamtjahr 22,7 % betragen. Das Durchschnittsalter eines Schuldners beträgt 44 Jahre.

=> Insolvenzstatistik Private 2020 (HR) im Detail