KSV1870 berichtet über die Insolvenzentwicklung 2017


Hier geht's zu den finalen Zahlen:

 

 

All time-low bei Unternehmensinsolvenzen (Hochrechnung): Im Durchschnitt nur 12 Verfahren pro Gerichtstag

  
Wien, 13.12.2017 - Auch 2017 war die Zahl insolventer Unternehmen mit nur 5.030 leicht rückläufig. Das ist ein rekordverdächtiges Minus von 3,8% gegenüber 2016.
 
Die Erwartungen haben sich nicht erfüllt, an der Insolvenzfront bleibt es ruhig.
Insgesamt wurde über 2.997 Unternehmen ein Insolvenzverfahren an einem der
16 Handelsgerichte (Landesgerichte in Handelsgerichtsbarkeit) eröffnet, was ca. 12 Verfahren pro Gerichtstag entspricht. Betroffen waren ca. 16.200 Dienstnehmer (= ein Minus 16%), die Verbindlichkeiten nahmen gegenüber 2016 sogar um 38% auf EUR 1,8 Milliarden ab.
 

Unternehmensinsolvenzen 2017 (HR) 2017 2016 Veränderung
Eröffnete Insolvenzen 2.997 3.163 - 5,2 %
Nichteröffnete Insolvenzverfahren
(mangels kostendeckenden Vermögens)
2.033 2.063 - 1,5 %
Gesamtinsolvenzen 5.030 5.226 - 3,8 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR 1,8 Mrd. 2,9 Mrd. - 37,9 %

Über das Vermögen von 2.033 Unternehmen wurde kein Verfahren eröffnet, weil die Gerichte das Vermögen für nicht kostendeckend ansahen und weder Schuldner noch Gläubiger in der Lage bzw. bereit waren, einen Kostenvorschuss zu erlegen. Dieser Wert liegt auch unter dem Vorjahr, allerdings nur 1,5 %.
 
Die knapp über 5.000 insolventen Unternehmen 2017 bedeuten den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. 1998 hatte es aufgrund einer Insolvenzrechtsreform (IRÄG 1997) nur 4.816 Fälle gegeben. Grund war damals eine wesentlich längere und aufwändigere Prüfung durch die Gerichte. Bereits im Folgejahr stiegen die Insolvenzen wieder aufgrund eines Nachzieheffekts.
 
Besonders deutlich wird der Rückgang im Jahr 2017, wenn man ihn an der Zahl der ca. 430.000 aktiven Unternehmen (ohne Ein-Personen-Unternehmen) in Österreich misst. Dieser Vergleich ergibt eine Insolvenzhäufigkeit der österreichischen Unternehmen von einmalig niedrigen 1,2 %.
 

Die vollständige Analyse zur Hochrechnung den Unternehmensinsolvenzen 2017 sowie eine Infografik für Print I Online steht Ihnen zum Download zur Verfügung.

 

Privatinsolvenzen (Hochrechnung): Rückgang an Verfahren, jedoch Anstieg der Schulden pro Fall


Wien, 13.12.2017 – Im Jahr 2017 wurden insgesamt 6.662 Insolvenzverfahren über natürliche Personen eröffnet, die kein Unternehmen betrieben (= - 17 % gegenüber 2016). Die gesamten Schulden betrugen 2017 ca. EUR 913 Mio., das sind - 11,4% im Vergleich zu 2016. Die durchschnittliche Einzelverschuldung pro Fall jedoch stieg von den EUR 128.600,- des Vorjahrs auf nunmehr EUR 137.000,-.
 

Privatkonkurse 2017 (HR) 2017 2016 Veränderung
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren 6.662 8.011 - 16,8 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR 913 Mio. 1.030 Mio. - 11,4 %

Dieser Anstieg ist von Schuldnern mit hohen Verbindlichkeiten verursacht, die erst nach Inkrafttreten der neuen Rechtslage ab 1.11.2017 ihre Anträge gestellt haben. Generell ist auch der Rückgang der Gesamtanzahl der Fälle über das Jahr 2017 dieser überfallsartig beschlossenen und wenig ausgefeilten Novelle des Privatkonkurses geschuldet, die ein Zuwarten vieler Schuldner mit ihren Anträgen nach sich zog.
 

Die vollständige Analyse zur Hochrechnung der Privatkonkurse 2017 sowie eine Infografik für Print I Online steht Ihnen zum Download zur Verfügung.