Trendumfrage 2014: Lieferanten, bitte warten!


Österreichs KMU waren im Jahr 2013 von Forderungsausfällen von durchschnittlich 2,4 % ihres Umsatzes betroffen. Bei einem Gesamtumsatzvolumen der heimischen KMU von EUR 398 Mrd. (Quelle: Statistik Austria), beträgt dieser Ausfall EUR 9,6 Mrd. und ist damit seit dem vergangenen Jahr um EUR 1,6 Mrd. gestiegen. 39 % der Unternehmen sind durch Forderungsausfälle in ihrer Liquidität eingeschränkt, und geben diesen Engpass weiter: 72 % stellen die Bezahlung ihrer Lieferanten zurück, bis wieder Geld in der Kasse ist. Jedes 11. Unternehmen gibt an, dass Forderungsausfälle existenzbedrohend sind. Trotzdem ist Risikomanagement nur für 43 % ein Thema.
 
Auf den ersten Blick erfreulich ist die Statistik zum Zahlungsverhalten: immerhin 73 % der Firmen- und 82 % der Privatkunden kommen ihren Zahlungsverpflichtungen innerhalb der vereinbarten Frist nach. Bei Firmenkunden warten Österreichs Unternehmen im Durchschnitt 30 Tage auf die Bezahlung, bei Privaten aufgrund ihres kürzeren Zahlungszieles 18 Tage.
 
40 % der befragten Unternehmen verzeichnen steigende Umsätze. Die Hälfte der Unternehmen beurteilt ihre Geschäftslage als sehr gut bzw. gut. Auch für die nächsten 6 Monate rechnen 45 % mit einer sehr guten bzw. guten Entwicklung.
 
Warum trotz dieser Ergebnisse Vorsicht geboten ist, skizziert Mag. Johannes Eibl, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH: „Die österreichischen Unternehmen verzeichnen gute Umsätze und machen sich auch für die kommenden Monate keine Sorgen. Diese positive Einstellung ist wichtig für den Aufschwung, schwächt jedoch gelegentlich das Risikobewusstsein. Hohe Umsätze können Forderungsausfälle in guten Zeiten fallweise kompensieren, in schlechteren ist das nicht mehr möglich.“

Diese Einschätzung wird durch die Angabe von 9 % der Befragten bereits jetzt bestätigt. Bei ca. 400.000 (Quelle: WKÖ) Unternehmen in Österreich wären es ca. 36.000, für die Forderungsverluste nicht nur eine kurzzeitige Einschränkung, sondern sogar eine Existenzbedrohung bedeuten. 39 % sprechen von einem Liquiditätsengpass, 17 % der Unternehmen können dadurch keinen Skontoabzug in Anspruch nehmen.
 
Zahlungsausfälle schädigen jedoch nicht nur das direkt betroffene Unternehmen, erklärt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG: „Zuerst sind Unternehmen durch mangelnde Liquidität in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, können günstige Angebote nicht wahrnehmen, keine Skonti zum Abzug bringen, und letztlich auch eigene Verbindlichkeiten nicht fristgerecht bezahlen. Dass 72 % der Befragten angeben, bei Zahlungsschwierigkeiten zuerst die Forderungen ihrer Lieferanten nicht zu bezahlen, entspricht auch unserer Erfahrung. Nur zu oft kommt dann der Gläubiger ebenfalls ins Trudeln, was im schlimmsten Fall zu Insolvenz und Folgeinsolvenz führen kann.“
 
Als Gründe für den Zahlungsverzug orten dann auch 63 % der Lieferanten von Firmenkunden einen momentanen Liquiditätsengpass als Ursache, während die Verzögerung bei Privatkunden von 50 % mit deren Vergesslichkeit begründet wird.
Trotz der möglichen negativen Auswirkungen von Forderungsausfällen auf das eigene Unternehmen, ist Risikomanagement noch ein Stiefkind in Österreichs Firmen, besonders bei den kleineren. Während Unternehmen mit mehr als EUR 50 Mio. Umsatz zu 84 % in Risikomanagement investieren, sind es bei den kleineren lediglich 35 %. Einen Plan zur Bewältigung von Krisen bzw. für die Betriebsfortführung nach Schadensfällen haben lediglich 36 % der befragten Unternehmen.
 
Die Zahlungsmoral im Bundesländervergleich
Mit 34 Tagen warten Unternehmen im Burgenland am längsten auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Im äußersten Westen hingegen ist die Zahlungsmoral am besten: Vorarlberger Firmen zahlen im Durchschnitt nach 27 Tagen. Hier ist auch das Zahlungsziel mit nur 23 Tagen das kürzeste. In Salzburg und Oberösterreich ist die Zahlungsfrist mit 26 Tagen am längsten.
 
Im Bereich der Privatkunden finden sich in Kärnten die säumigsten Zahler mit 6 Tagen, gefolgt von den Burgenländern mit 5 Tagen Verzug, wohingegen auch hier Vorarlberg mit nur 1 Tag Verzug mit gutem Beispiel voran geht.
 

Bundesland Zahlungsziel Zahlungsverzug Zahlungsdauer
Burgenland              24 (-1)              10 (+3)              34 (+2)
Salzburg              26 (0)                5 (-1)              31 (-1)
Steiermark              25 (-1)                6 (0)              31 (-1)
Kärnten              24 (-1)                6 (-1)              30 (-2)
Niederösterreich              25 (-1)                5 (-1)              30 (-2)
Wien              24 (-2)                6 (0)              30 (-2)
Oberösterreich              26 (-1)                4 (0)              30 (-1)
Tirol              25 (-1)                5 (+1)              30 (0)
Vorarlberg              23 (-1)                4 (0)              27 (-1)

Zahlungsfristen bei Firmenkunden 2014 im Vgl. 2013; Zahlungsziel + Zahlungsverzug = Zahlungsdauer
 
Ein erfreulicher Aspekt ist die Tendenz bei der Zahlungsmoral der öffentlichen Hand. Öffentliche Auftraggeber dürfen laut Bundesgesetzblatt 128/2013 vom 11.7.2013 nur noch eine Zahlungsfrist von maximal 30 Tagen festlegen. Noch im Vorjahr betrug das vertraglich vereinbarte Zahlungsziel durchschnittlich 33 Tage. Trotz der nun strengeren Vorgabe konnte der Zahlungsverzug um einen auf jetzt 7 Tage verringert werden. Und 77 % der öffentlichen Kunden zahlen sogar innerhalb der vorgegeben Frist. Bei den restlichen 23 % warten die heimischen Unternehmen nun 37 Tage auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Im Vorjahr waren das immerhin noch 41 Tage.
 
Johannes Nejedlik begrüßt diese positive Entwicklung: „Noch ist es zu früh, um von einem Trend zu sprechen. Jedoch scheint im öffentlichen Bereich mehr Disziplin im Umgang mit Geschäftspartnern Einzug gehalten zu haben. Es wäre hoch an der Zeit, dass die öffentliche Hand hier Vorbildwirkung zeigen würde.“
 
 
 
An der KSV1870 Trendumfrage über das Zahlungsverhalten in Österreich haben im Juni 2014 rund 2.500 Unternehmen (Kunden und Mitglieder des KSV1870) teilgenommen. Bei den befragten Unternehmen handelt es sich großteils um kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
 
Dies ist eine Aussendung der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.