Hochrechnung: Im heurigen Jahr wurden bislang 13 Firmenpleiten pro Tag gezählt. Zudem haben sich die geschätzten Passiva um fast 90 Prozent erhöht.
Wien, 21.09.2022 – Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung waren in den ersten neun Monaten 2022 in Österreich 3.482 Unternehmen (+ 92 % gegenüber 2021) von einer Insolvenz betroffen – das entspricht rund 13 Firmenpleiten pro Tag. Am deutlichsten fällt das Plus in Oberösterreich und Vorarlberg aus. Die meisten Insolvenzen verzeichnen die Branchen „Handel & Instandhaltung/Reparatur von Kfz“, die Bauwirtschaft sowie die Gastronomie. Parallel dazu haben sich die geschätzten Verbindlichkeiten* um etwa 88 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro erhöht. Weiters ist die Zahl der betroffenen Dienstnehmer auf 9.800 Personen (+ 72 %) angewachsen. Um vier Prozent gesunken ist hingegen die Zahl der Gläubiger auf 20.300 Geschädigte.
Die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe seit vielen Monaten beschäftigen müssen, ist auch über die Sommermonate nicht kürzer geworden. Es ist daher wenig überraschend, dass sich die Zahl der Firmenpleiten weiterhin deutlich über jener des Vorjahres befindet: 3.482 insolvente Unternehmen entsprechen einem Plus von 92 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten 2021. Gleichzeitig liegt dieser Wert knapp unter jenem des Jahres 2019 (3.808 Insolvenzen, - 9 %), als von der Corona-Krise noch keine Rede war. „Anhaltende Kostenexplosionen, gravierende Lieferengpässe und die schwierige Suche nach Personal sind nur einige wenige Faktoren, warum sich die wirtschaftliche Gesamtsituation zuletzt verschlechtert hat“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.
Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen zusteht.
„Aufgrund der jüngsten Entwicklungen ist auch die Erwartungshaltung für die kommenden Monate eher gedämpft. Wie wir von vielen Unternehmen in Gesprächen erfahren, blickt rund die Hälfte der Betriebe eher negativ in Richtung Jahresende“, so Götze. Parallel dazu stimmt es auch nachdenklich, dass im heurigen Jahr 40 Prozent aller Firmenpleiten mangels Kostendeckung abgewiesen wurden – im Vorjahr waren es 32 Prozent. Einer der Gründe, warum dieser Wert zuletzt in die Höhe geschnellt ist, liegt darin, dass viele Betriebe schon längst Insolvenz anmelden hätten sollen und durch den Fortbetrieb auch die letzten finanziellen Mittel aufgebraucht wurden. Wenn keine Vermögenswerte mehr vorhanden sind, dann ist auch eine Sanierung nicht mehr möglich. „Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen zusteht“, so Götze.
Die komplette Presseaussendung finden Sie hier.
Hier können Sie die Infografik downloaden.
Privatkonkurse weiter im Steigen
Hochrechnung: Inflation und Kostenexplosionen belasten die Haushalte massiv und sorgen für Betrieb an den Gerichten.
Wien, 21.09.2022 – Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung wurden in den ersten neun Monaten des Jahres in Österreich 6.209 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig werden damit im Schnitt 23 Fälle pro Tag an den heimischen Gerichten eröffnet. Weiters haben sich auch die vorläufigen Passiva* um etwas mehr als 16 Prozent erhöht – und zwar auf 665 Mio. Euro. Das bedeutet, dass Privatpersonen im Jahr 2022 bislang mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 107.000 Euro Konkurs angemeldet haben.
Wenn man etwas in die Zukunft blickt, werden aber auch die explodierenden Kosten in nahezu allen Lebenslagen Auswirkungen haben.
Inflation, gestiegene Energiekosten, Preissteigerungen im Supermarkt – die wirtschaftlichen Herausforderungen sind enorm und belasten die Geldbörsen der Österreicherinnen und Österreicher aktuell massiv. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen kommt somit der Anstieg bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf 6.209 Fälle (+ 24 % gegenüber 2021) wenig überraschend. Obwohl die Zahl der eröffneten Privatkonkurse seit Inkrafttreten der Insolvenznovelle (Richtlinie über Restrukturierung und Insolvenz) im Juli 2021 kontinuierlich gestiegen ist, wurde das Vorkrisenniveau (7.174 Fälle, - 13,5 %) noch nicht zur Gänze erreicht. „Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen, wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner, gebracht hat. Wenn man etwas in die Zukunft blickt, werden aber auch die explodierenden Kosten in nahezu allen Lebenslagen Auswirkungen haben“, erläutert MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.