Insolvenzstatistik 2018 final

Insolvenzstatistik 2018

Die Entwicklung der Unternehmenspleiten ist in diesem Jahr deutlich abgeflacht. Wohingegen bei den Privatkonkursen durch den Nachholeffekt des IRÄG die 10.000er Marke überschritten wurde.

 

Unternehmenspleiten 2018: Entwicklung deutlich abgeflacht
Ohne Zinswende bleiben die Zahlen auch 2019 auf niedrigem Niveau. 

Wien, 04.01.2019 – Die Zahlen für das Jahr 2018 lassen eine deutlich abgeflachte Insolvenzentwicklung gegenüber 2017 erkennen. Lag die Zahl der insolventen Unternehmen zum Halbjahr 2018 noch knapp ein halbes Prozent über dem Vergleichszeitraum 2017, so ist der Wert gegenüber dem Vorjahr 2017 auf ein Minus von fast 2 % gesunken. Allerdings sind sowohl die Zahl der betroffenen Dienstnehmer und die Schulden der Unternehmen spürbar gestiegen.

Im Jahr 2018 wurden insgesamt 4.980 Unternehmen in Österreich insolvent. Das ist ein Rückgang von 1,9 % gegenüber 2017 (5.079 Fälle). Die eröffneten Insolvenzverfahren (2.985) waren mit 1,3 % rückläufig (3.025) und die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren (1.995) sogar mit 2,9 % (2.054). Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer hat sich auf 19.000 (+ 16,6 %) gegenüber 2017 (16.300) erhöht. Die Passiva sind aufgrund einiger Großinsolvenzen entgegen dem Trend um 11,2 % auf insgesamt 2.071 Mio. Euro angewachsen. Dazu KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner: „Man kann an den Passiva und den Dienstnehmern erkennen, dass der leichte Rückgang bei der Anzahl der insolventen Unternehmen durch die gestiegenen Passiva und Dienstnehmer deutlich relativiert wird. Das Insolvenzgeschehen in Österreich ist in ‚real terms‘ daher eher gestiegen als gesunken.“

Der Trend weist nach unten
Der KSV1870 hat Ende des Jahres 2017 eine Insolvenzprognose für 2018 abgegeben und dabei mit einem latenten Zuwachs im niedrigen einstelligen Bereich gerechnet. Nun haben sich die Insolvenzen in die Gegenrichtung entwickelt. Für eine Volkswirtschaft sind einige Prozent auf oder ab nicht die entscheidende Größe, doch können sie den Trend einer Entwicklung gut ausweisen. Und dieser weist 2018 eindeutig nicht nach oben. Doch darf dieser Befund keineswegs zu einem Freudenfeuerwerk oder gar einer Entwarnung an der Risikofront verleiten. Die seit Jahren rückläufigen Insolvenzzahlen sind primär nicht der Robustheit einer Konjunktur geschuldet, sondern extrem niedrigen Zinsen, von denen naturgemäß die schwachen und hoch verschuldeten Unternehmen überproportional profitieren. Ob diese Unternehmen in der Lage waren, ihre Geschäftsmodelle zu verbessern und zu erneuern, wird sich erst im Aufschwung und der darauffolgenden Zinsanpassung nach oben zeigen.

Insolvenzstatistik Unternehmen 2018 im Detail

 

Privatkonkurs: das Jahr der Superlative
Der Nachholeffekt durch das IRÄG treibt die Zahlen über die 10.000er Marke.

Wien, 04.01.2019 – Im Jahr 2018 wurden in Summe 10.054 Privatkonkurse eröffnet. Die 
10.000 Marke ist damit in Österreich erstmals „geknackt“ worden. Der davor höchste Wert lag bei 9.596 Fällen im Jahr 2011. Die 2018 zu regulierenden Schulden betrugen EUR 1.892 Mio. Auch das ist ein Rekord, denn der höchste Schuldenstand eines Insolvenzjahres betrug EUR 1.266 Mio. im Jahr 2015.

Die Zuwächse gegenüber 2017 sind statistisch verzerrt, da im Jahr 2018 ein Nachholeffekt auf 2017 stattfand, der durch eine überfallsartig angekündigte Insolvenzrechtsnovelle ausgelöst worden war. Eine realitätsnahe Gegenüberstellung ist das Jahr 2016 mit 8.011 Verfahren und einem Schuldenstand von EUR 1.030 Mio. Gemessen an diesem „Normaljahr“ stellt das Jahr 2018 einen Zuwachs an Verfahren von 25,5 % und einen Zuwachs an Schulden von 84 % dar.

Schulden betragen fast 2 Mrd. Euro
Der enorme Schuldenberg kommt aus zwei verschiedenen „Ecken“: Ein Drittel geht auf das Konto von ehemaligen Unternehmern, die bei ihren Gläubigern nicht selten sogar mit Millionenbeträgen in der Kreide stehen. Der Rest entfällt auf „echte“ Privatpersonen, also unselbständig beschäftigte Menschen, die als Konsumenten Schulden gemacht hatten, die sie nicht mehr bedienen konnten. Während die Schulden dieser Gruppe mit durchschnittlich 59.000 Euro zu Buche schlagen, verzeichnen ehemalige Unternehmer zuweilen Spitzenwerte - durchschnittlich immerhin 490.000 Euro pro Person. Die Zahl der Schuldner mit Verbindlichkeiten von einer Million Euro oder mehr belief sich 2018 auf die rekordverdächtige Zahl von 180 Personen, wobei 520 Mio. Euro auf diese Fälle entfallen. 

All diese Superlative sind der Novelle IRÄG 2017 geschuldet, die der sogenannten Mindestquote ein Ende bescherte und damit das Signal aussandte, dass auch Schuldner mit hohen Verbindlichkeiten problemlos ihre Schulden regulieren können. Viele dieser Schuldner warteten bis zum 1. November 2017, dem Tag des Inkrafttretens der Novelle, um ihre Anträge zu stellen. Folglich verzeichnete die Insolvenzstatistik bereits für die Monate November und Dezember 2017 ein exorbitantes Ansteigen der Passiva und der Anträge.

Alle Bundesländer im Plus
Die Bundesländerzahlen verhalten sich „im Auge des Sturms“ des IRÄG 2017 unterschiedlich, was mit der Schuldnerpopulation, der Beratungspraxis und latent vorhandenen Nachholeffekten zu tun hat. 

Insolvenzstatistik Private 2018 im Detail