Wien, 03.10.2012
Unternehmensinsolvenzen
Niedriger als im September 2012 waren die Zahlen im September 2011 und davor zuletzt 2003. Das bedeutet mittelfristig eine durchaus moderate Entwicklung. Die eröffneten Insolvenzverfahren nahmen gegenüber 2011 um rund 7 % zu. In den ersten drei Quartalen wurden österreichweit 2.606 Verfahren eröffnet. Von diesen Verfahren waren ca. 15.700 Dienstnehmer betroffen, was einem Zuwachs von etwas über 1 % entspricht.
Der Schuldenberg in diesen Insolvenzverfahren betrug EUR 2,2 Mrd. oder EUR 0,84 Mio. pro Verfahren und blieb damit gegenüber 2011, als es 0,82 Mio. waren, nahezu unverändert. Nimmt man die Zahl der betroffenen Dienstnehmer als ebenfalls relevante Maßgröße für die Bedeutung eines Insolvenzfalles, zeigt sich, dass im Jahr 2012 pro Verfahren durchschnittlich 6 Dienstnehmer betroffen waren, wogegen es im Vorjahr noch 6,3 Dienst-nehmer pro Fall waren. Die Fälle werden also in Wahrheit kleiner.
In 42 % aller Insolvenzfälle wurde 2012 mangels Masse kein Verfahren eröffnet. Das ist ein mittelfristiger Rekord, denn seit 1978 gab es nur ein einziges Jahr, in dem der Anteil der mangels Masse nicht eröffneten Konkurse geringer war (1998: Ein Jahr, das durch die Insolvenzrechtsnovelle 1997 zweifellos nicht typisch verlaufen ist). 2012 wurde in 58 % der Fälle ein Verfahren eröffnet, was zu einer „win-win" Situation führt. Dies deshalb, weil die Gläubiger im Verfahren immer fair und gleich behandelt werden und die Unternehmer eine reelle Chance auf Sanierung haben.
Privatinsolvenzen
In den ersten drei Quartalen 2012 wurde über 7.257 Personen der Privatkonkurs eröffnet. Rechnet man die Schuldenregulierungsverfahren der ersten drei Quartale 2012 linear hoch, so wird die magische Marke von 10.000 auch in diesem Jahr nicht erreicht werden. Und dies, obwohl der Bedarf an Schuldenregulierungen in den letzten 17 Jahren nicht gesunken, sondern gestiegen ist.
Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2011 entsprechen die aktuellen Zahlen einem geringen Rückgang von 0,3 %. Das ist angesichts der Lage am Arbeitsmarkt als auch in Anbetracht der hohen Zahl an Menschen, die eines solchen Verfahrens bedürften, als ausgesprochen gering einzustufen.
Dazu der Insolvenzexperte des KSV1870 Dr. Hans-Georg Kantner: „Nach meiner Einschätzung hat dieses schwache Minus bei den Privatkonkursen vor allem damit zu tun, dass die Schuldenberatungen ganz einfach nicht über die erforderlichen Kapazitäten verfügen. Soweit ich mich erinnere, wurden letztmals im Jahr 2007 die Budgets dieser öffentlich finanzierten Einrichtungen aufgestockt. Augenscheinlich fallen weitere nötige Maßnahmen der Sparpolitik der Regierung zum Opfer".
Seit Einführung des Schuldenregulierungsverfahrens (vulgo Privatkonkurs) am 1.1.1995 hat sich dieses Verfahren immer nur durch Zuwächse ausgezeichnet. Das hat vorwiegend damit zu tun, dass im Jahr 1995 in Österreich ca. 80.000 Personen als überschuldet und zahlungsunfähig eingeschätzt wurden. Das neue Verfahren hätte zu keinem besseren Zeitpunkt das Licht der Welt erblicken können, denn eine Reihe von Belastungspaketen, gepaart mit stagnierender Wirtschaftsentwicklung und teilweisen Reallohnverlusten, hat die Zahl der Insolventen Personen in genau diesen Jahren weiter in die Höhe schnellen lassen.
Den ausführlichen Kommentar von Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter Insolvenz, sowie die Detailzahlen finden Sie im nachstehenden Download zur Verfügung gestellt.
1349360147150_KSV1870_Insolvenzstatistik-Unternehmen-Private_Q1-3-2012.pdf