KSV1870 Insolvenzursachen 2013: Der Chef ist schuld!


Wien, 05.05.2014

Im Jahr 2013 wurden 3.266 Insolvenzverfahren über Unternehmen eröffnet. In 2.775 Fällen wurde eine Ursache für das Scheitern des Unternehmens erhoben, sodass es eine Abdeckung von 85 % gibt. Zu den Verfahren, die mangels Vermögens nicht eröffnet wurden, gibt es keine offizielle Ursachenerhebung. In diesen Fällen gibt es keine verlässliche Information über die Umstände vor der Insolvenz. Sie dürften dort ähnlich gelagert sein, doch wird der Faktor „persönliches Verschulden“ eine deutlich höhere Rolle spielen, als bei den eröffneten Verfahren. Der KSV1870 unternimmt seit Jahrzehnten immer wieder Anläufe, diese Nichteröffnungen oder Abweisungen mangels Masse zurückzudrängen oder – noch besser - gänzlich abzuschaffen.
 

Kommentar von Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz, zu den Insolvenzursachen 2013:

 
Die Zahlen spiegeln wider, dass die persönliche Leistung der Chefs im Vordergrund steht: 71 % der Unternehmensinsolvenzen beruhen auf Managementfehlern – also innerbetriebliche Hoppalas, Fahrlässigkeit oder persönliches Verschulden der Geschäftsleitung. Etwa 10 % der Insolvenzen resultieren aus Kapitalmangel – eher ein Gründerproblem - und nur ca. 20 % aus externen oder anderen unbeherrschbaren Ursachen.
 
Wenn die Bank die Pleite nicht verhindert
Banken haben in den vergangenen 20 Jahren gelernt, dass Unternehmen mit Verlustproduktion nicht mit neuen Krediten über Wasser gehalten werden sollen, wenn nicht gleichzeitig glaubhafte Restrukturierungsmaßnahmen getroffen werden. Sie haben gelernt, dass man bei Verlusten nicht tatenlos zusehen darf. Banken sind keine karitativen Einrichtungen, sondern Finanz- und Risikodienstleister. Der Wettbewerb erwartet, dass der Schlechte dem Guten Platz macht.
 
Kapitalmangel als Ursache
Ohne Geld ka Musi – der Wiener Volksmund hat das immer schon gewusst. Ohne Geld auch kein unternehmerischer Erfolg. Jedenfalls nicht auf lange Sicht. Das Eigenkapital des Unternehmens ist seine Freiheit. Die „Entfesselung“ der Wirtschaft kann nur mit Eigenkapital geschehen. Daran wollen und müssen wir gemeinsam arbeiten.
 
Warum müssen Unternehmen insolvent werden?
Wo es Wettbewerb gibt, muss es auch Auslese geben. Unser Wohlstand ist diesem Wettbewerb geschuldet, ebenso unsere Lebensqualität: Die Qualität, laufend schneller, leichter, besser, gesünder und damit erfüllender leben zu können. Gemessen am Zugewinn erscheint es als kleiner Preis, dass jährlich ca. 1,3 % aller aktiven Unternehmen aus dem Rennen gehen müssen. Vielen gelingt der Wiedereintritt nach einer Sanierung, vielen aber eben nicht. Sie waren für eine Selbstständigkeit entweder nicht geschaffen (der seltenere Fall), meistens aber hat es ihnen an Erfahrung und Praxis gemangelt. Mit 47 % der Insolvenzursachen („innerbetrieblicher Bereich“) treffen wir auf genau diesen Ursachencluster: Mangelnde Erfahrung, ein Unternehmen rational zu führen und mangelnde Beschäftigung mit den wichtigen Fragen der Zukunft.
 
Es ist wichtig, aus den festgestellten Fehlern Schlüsse zu ziehen. Niemals aber darf es zu einer pauschalen Verurteilung kommen oder zu einem selbstgerechten Kommentar zu den Fehlern der anderen. Jeder der handelt und entscheidet, kann irren.

Detail-Daten zur Analyse: 140505_ksv1870_pa_insolvenzursachen_2013.pdf Vollständiger Ursachenkommentar im aktuellen forum.ksv 2/2014 - Seite 12:
https://www.ksv.at/sites/default/files/assets/documents/forum.ksv02-2014.pdf