Text: Christina Mothwurf
Mehr Zufriedenheit der Mitarbeitenden, deutlich gesteigerte Attraktivität der Unternehmen: Weiterbildungsmaßnahmen sind nicht nur in Sachen Employer Branding wesentlich, sondern stärken auch nachhaltig den Unternehmenserfolg.
Je individueller Weiterbildungsmaßnahmen gesetzt werden, desto eher werden sie auch angenommen.
Wie war das noch mal mit dem lebenslangen Lernen? Während der Satz „Man lernt nie aus“ für viele einen veritablen Ansporn für Weiterentwicklung darstellt, ist er für einige eher lästiges Übel. Dabei steht fest: Mitarbeitende, die gezielt gefördert werden, sind nicht nur zufriedener, sondern bleiben in der Regel auch länger im Unternehmen. Das Zauberwort lautet hier „gezielt“. Je individueller Weiterbildungsmaßnahmen gesetzt werden, desto eher werden sie auch angenommen. Soll heißen: weniger Gießkannenprinzip, mehr Fokus auf bedürfnisorientierten Wissenstransfer. Wir zeigen, wie betriebliche Weiterbildung zur Kür wird und worauf es dabei ankommt.
Trendumkehr gefragt.
In Zeiten von Fachkräftemangel und steigender Digitalisierung möchte man meinen, dass betriebliche Weiterbildung für Unternehmen einen hohen Stellenwert einnimmt. Die Zahlen zeigen leider ein anderes Bild: Laut einem im Februar 2023 veröffentlichten nationalen Bericht der Statistik Austria im Rahmen der „6. Europäischen Erhebung über die berufliche Weiterbildung in Unternehmen“ sind Weiterbildungsmaßnahmen in Unternehmen rückläufig. Rund 5.000 österreichische Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten aus dem produzierenden Bereich sowie dem Dienstleistungssektor wurden über ihre Weiterbildungsaktivitäten im Jahr 2020 befragt. Fazit: Im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2015 ist der Anteil an weiterbildungsaktiven Unternehmen um neun Prozentpunkte gesunken; der Anteil der Arbeitnehmer, die von betrieblicher Weiterbildung profitieren konnten, verbucht ebenfalls ein Minus von 10 %. Im Durchschnitt haben damit im Jahr 2020 nur 35 % der österreichischen Beschäftigten an Weiterbildungskursen teilgenommen. E-Learning-Maßnahmen sind im Gegenzug dazu vermehrt angeboten worden, zusätzlich haben private Haushalte ihr Budget für Weiterbildungsmaßnahmen aufgestockt und damit selbst ins Gesparte gegriffen, um schlauer zu werden. Zum Teil ist die Entwicklung auf die Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen, gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch, dass vielen Betrieben eine klare Strategie im Sinne einer professionellen Weiterbildungspolitik fehlt. Eine Trendumkehr ist gefragt – auch, um in Zukunft die Besten der Besten im Unternehmen halten zu können.
Wirkungsvolles Wertschöpfungstool.
Betriebliche Weiterbildung sichert nämlich nicht nur das unternehmensinterne Know-how, sondern steigert auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Und in einem sich immer schneller wandelnden Markt wird zusätzlich klar: Wer auf der Stelle tritt, verliert an Innovationskraft. Sowohl fachliches Wissensfutter als auch die Vermittlung von sogenannten Social Skills auf persönlicher Ebene führen dazu, dass Teams agiler werden und damit eher neue Ideen entwickeln und auch langfristig anpassungsfähiger sind. Plus: Mitarbeitende, die das Gefühl haben, dass ihre persönliche Entwicklung unterstützt wird, sind oft produktiver und loyaler gegenüber ihrem Arbeitgeber. Das hat auch eine entsprechende Außenwirkung und macht Unternehmen attraktiver für neue Talente.
Die Mischung macht’s.
Sowohl interne und externe Schulungen als auch digitale Angebote können genutzt werden. Dabei gilt es zu ermitteln, welche Maßnahmen intern abgedeckt werden können und wann man sich am besten auf externe Profis verlässt. Keine Sorge: Unternehmen müssen all diese Schritte nicht allein durchdenken. Wenn es darum geht, in Sachen Weiterbildungspolitik zukunftsfit zu werden (und zu bleiben), lohnt sich ein Blick auf die zahlreichen Angebote, die zum Beispiel vonseiten des AMS als auch der WKO geboten werden (siehe Infokasten). Damit werden Weiterbildungsmaßnahmen übrigens auch für kleinere Betriebe gut stemmbar. Apropos: Nicht immer braucht es externen Input. In vielen Fällen können auch interne Mentoring-Programme für Wissenszuwachs sorgen und gleichzeitig individuellen Austausch fördern. Für alle Maßnahmen gilt, zunächst einen Blick auf die Bedürfnisse und Potenziale der Mitarbeitenden zu werfen: Wie kann ich als Betrieb individuelle Entwicklungspläne auf Basis von Stärken und Schwächen erstellen? Welche zeitlichen und finanziellen Ressourcen stehen zur Verfügung? Im Gespräch bleiben ist hier Trumpf: Regelmäßige Feedback-Schleifen sorgen dafür, dass sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen wissen, ob die Weiterbildungsmaßnahmen passend sind und damit auch zum Unternehmenserfolg beitragen. Weiterbildungsmöglichkeiten in Unternehmen sind damit bei weitem kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit: Betriebe, die kontinuierlich, gezielt und bedürfnisorientiert in den Bereich Weiterbildung investieren, legen einen wesentlichen Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung, um zukunftsfit zu bleiben.
Förderungen und Tools |
Betriebliche Weiterbildung wird in Österreich zum Teil gefördert – beispielsweise vom WAFF, dem AMS oder auch im Rahmen von konkreten Angeboten der WKO. Digitale Weiterbildungsangebote sorgen für mehr Flexibilität. Leadership-Workshops, Seminare zur Stärkung der Produktivität und Effizienz, digitales Onboarding oder Compliance und Sicherheitsschulungen oder sogar moderne Tools zum mobilen Learning für Lehrlinge können so beispielsweise auch in Kleinunternehmen effizient und kosteneffektiv umgesetzt werden. Auch EPU können ihr Wissen erweitern – und zwar im Rahmen von Schulungen zu den Themen Betriebsführung, Buchhaltung, Vertrieb und Marketing. Mehr Infos dazu finden Sie auf den Webseiten der jeweiligen Organisation, etwa des WAFF oder des AMS. |