Österreichs Unternehmen haben klare Vorstellungen, welche Themen die zukünftige Bundesregierung angehen sollte. Neben „alten Klassikern“ sind nun auch drängende aktuelle Probleme dazugekommen.
Wien, 6.11.2024 – Es sind herausfordernde Zeiten für Österreichs Wirtschaft: Die Geschäftslage der Unternehmen verharrt seit drei Jahren auf konstant niedrigem Niveau, die Umsätze stagnieren, und immer weniger Betrieben gelingt es, am Jahresende Gewinne zu erzielen. Dies geht aus der aktuellen KSV1870 Austrian-Business-Check-Umfrage hervor. Aber die Unternehmen wissen, wo es anzusetzen gilt, um die Negativspirale zu durchbrechen: Lohnnebenkosten reduzieren, die Steuern senken und der überbordenden Bürokratie beikommen. Das sind die Top drei auf der Wunschliste der Unternehmen an die zukünftige Bundesregierung. Neu hinzugekommen ist die Reform des Arbeitslosengeldes unter dem Aspekt „Arbeit muss sich wieder lohnen“ und die Forderung nach einer umfassenden Bildungsreform.
Im Rahmen der aktuellen Umfrage haben die Unternehmen ihre Forderungen an die zukünftigen politischen Entscheidungsträger des Landes klar formuliert. Ganz oben auf der Agenda steht die Senkung der Lohnnebenkosten, die von rund einem Drittel der Befragten als zentraler Faktor eingestuft wurde. Ebenso deutlich war der Ruf nach einem umfassenden Bürokratieabbau, wobei dieser insbesondere für die Klein- und Mittelbetriebe ein wettbewerbsrelevanter Aspekt ist.
Eine überbordende Bürokratie kann insbesondere für KMU sehr schnell
zum Totengräber werden.
Besonders laut war der Ruf aus dem Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleister. Im Jahr 2022 gab es in Österreich mehr als 600.000 KMU, das sind 99 Prozent aller Betriebe. Für sie bedeutet der „Bürokratie-Overload“ nicht nur eine massive administrative Belastung, sondern sorgt auch für fehlende Ressourcen im Kerngeschäft. Denn viele Betriebe verfügen nicht über die Mittel, eigene Mitarbeiter für organisatorische und rechtliche Tätigkeiten einzustellen – das geht stets zu Lasten der Geschäftsentwicklung. „Eine überbordende Bürokratie kann insbesondere für KMU sehr schnell zum Totengräber werden“, so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, und ergänzt: „In Zeiten ausufernder Regulatorik muss der Fokus auf den Bürokratieabbau gerichtet werden. Nur so werden in der aktuellen Wirtschaftslage Ressourcen frei, die für mehr Handlungsspielraum in den Betrieben sorgen.“
„Arbeit muss sich wieder lohnen“
Weiterhin im Mittelpunkt steht die langjährige Forderung nach Steuerentlastungen, die unter anderem dafür sorgen sollen, dass heimische Betriebe auch im internationalen Wettbewerb besser reüssieren. Neu unter den wichtigsten Faktoren ist der Wunsch nach einer Reform des Arbeitslosengeldes. Unter dem Motto „Arbeit muss sich wieder lohnen“ erachten es viele Unternehmen als unausweichlich, die derzeitige Regelung neu zu denken. Darüber hinaus werden sowohl die Senkung der Energiekosten als auch eine gezielte KMU-Unterstützung häufig genannt. Als dringlich wird seitens der Betriebe zudem eine umfassende Bildungsreform mit einem praxisorientierten Fokus eingestuft. „Viele Unternehmensvertreter berichten uns, dass sich die schulische Ausbildung nach wie vor zu wenig an den Anforderungen einer modernen Wirtschaft orientiert. Der Arbeitskräftemangel verschärft die Lage zusätzlich. Im Bereich der Bildung braucht es neue Konzepte und Ansätze, um den aktuellen Entwicklungen zu begegnen. Das Thema ist essenziell, damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und auf ausreichend Expertinnen und Experten zurückgreifen können, um Aufträge bearbeiten zu können“, so Vybiral.
Forderungskatalog der Unternehmen an die zukünftige Bundesregierung:
- Senkung der Lohnnebenkosten
- Abbau der Bürokratie
- Steuerentlastungen bzw. weniger Steuern
- Reform des Arbeitslosengeldes unter dem Aspekt „Arbeit muss sich wieder lohnen“
- Senkung der Energiekosten
- Gezieltere KMU-Unterstützung
- Umfassende Bildungsreform
- Inflationsbremse bzw. niedrigere Inflation
Wirtschaft: so sieht es aktuell aus
Weite Teile der heimischen Wirtschaft haben nach wie vor mit einer schwierigen Finanzlage zu kämpfen. Lediglich 48 Prozent der Unternehmen sehen ihre Geschäftslage positiv und bewerten diese mit „sehr gut“ oder „gut“. Hinzu kommt, dass nur 32 Prozent von einer im Vergleich zum Vorjahr steigenden Umsatzentwicklung berichten. Zwei Drittel sprechen von gleichbleibenden oder gar rückläufigen Umsätzen. Angesichts dieser anhaltend negativen Entwicklung braucht es Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen ermöglichen, wieder positiv zu wirtschaften. „Für die Betriebe ist eine rasche Regierungsbildung maßgeblich, damit zentrale, systemische Schwachstellen rasch behoben werden. Monatelanger Stillstand wäre in der aktuellen Phase Gift für die Unternehmen“, erklärt Ricardo-José Vybiral.
Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage im August 2024, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben 1.300 Unternehmen teilgenommen.