Die schwächelnde Auftragslage in der Wirtschaft macht sich bei den Unternehmensinsolvenzen 2023 deutlich bemerkbar.
Wien, 24.07.2024 – "Operative Ursachen" waren im Jahr 2023 die häufigste Ursache für Unternehmensinsolvenzen in Österreich. 37,1 Prozent (+ 8,1 % gegenüber 2022) aller Firmenpleiten waren im Vorjahr unter anderem auf Absatzschwächen und eine schlechte Kostenstruktur zurückzuführen. Stark rückläufig: "Unbeherrschbare Umstände", wie etwa eine Pandemie oder Naturkatastrophe, wurden deutlich seltener als Grund für eine Pleite gewertet. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle KSV1870 Analyse von rund 3.200 eröffneten Unternehmensinsolvenzen des Jahres 2023.
Fehlende Arbeitskräfte, eine anhaltend hohe Inflation und Umsatzeinbrüche aufgrund fehlender Aufträge sind nur einige der Faktoren, weshalb viele Unternehmen in Österreich 2023 ins Straucheln geraten sind. Laut aktueller KSV1870 Analyse sind "Operative Ursachen" mit 37,1 Prozent der häufigste Faktor, warum Betriebe im Vorjahr in die Insolvenz geschlittert sind. Gegenüber dem Jahr 2022 bedeutet das einen Anstieg von 8,1 Prozentpunkten. Zu den wesentlichsten Aspekten zählen dabei vor allem Absatzschwächen (9,7 %) aufgrund einer vielerorts rückläufigen Auftragslage in Kombination mit einer stagnierenden Umsatzentwicklung, eine schlechte Kostenstruktur durch Mängel innerhalb der Organisation (8,9 %), ein mangelhaftes Controlling (8,9 %) sowie anhaltende Liquiditätsprobleme und Schwächen bei der Finanzierung (8,8 %). "Planungssicherheit in Form von Aufträgen und Umsätzen ist für einen Betrieb existenzentscheidend, wenn es darum geht, das Unternehmen langfristig auf gesunde Beine zu stellen. Seit rund einem Jahr sehen wir, dass die Menge an aktuellen Herausforderungen viele Betriebe überfordert und am Ende Insolvenz angemeldet werden muss", erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Österreichweit wurden im vergangenen Jahr 5.380 Firmenpleiten gezählt, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 entsprochen hat. Und der Aufwärtstrend setzt sich auch in diesem Jahr deutlich fort.
Jede fünfte Insolvenz aufgrund von Gründungsfehlern
Relativ konstant hält sich im Vergleich zum Jahr 2022 die Zahl an Gründungsfehlern, weshalb Unternehmen im Vorjahr Insolvenz anmelden mussten. Jede fünfte Firmenpleite (20,5 %) war auf fehlendes branchenspezifisches oder betriebswirtschaftliches Know-how (11,2 %), dem Fehlen jedweder Eignung, ein Unternehmen zu gründen (4,8 %) oder auf zu wenig Eigenkapital (4,5 %) zurückzuführen. "Um erfolgreich zu sein, ist es notwendig, Mechanismen des Marktes, die Konkurrenz und die individuellen Zielgruppen genau zu kennen. Dass das heute offenbar noch immer nicht gang und gäbe ist, ist bedenklich", so Götze.
Corona-Krise als Ursache wird wieder weniger
Nachdem die Corona-Pandemie bereits im Vorjahr nicht mehr ganz so viel Einfluss auf die Wirtschaft genommen hat, traten infolgedessen "Unbeherrschbare Umstände" als Insolvenzursache deutlich seltener in Erscheinung. Während dieser Rubrik im Jahr 2022 noch 28,3 Prozent aller Firmenpleiten zuzurechnen waren, waren es zuletzt 19 Prozent. Insbesondere die Kategorie "Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terrorismus, Pandemien" ist innerhalb eines Jahres um 8,8 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent gesunken.
Unternehmen reagieren häufig zu träge
Neben "Persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit" (11,1 %) und externen Vorkommnissen (2,7 %) waren im Jahr 2023 strategische Ursachen (9,6 %) ein häufiger Pleitegrund. Insbesondere der Aspekt, dass nicht oder zu langsam auf Marktveränderungen seitens der Unternehmen reagiert wurde, war im Vorjahr für sieben Prozent aller Firmenpleiten verantwortlich. "In derart volatilen Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, ist es maßgeblich, rasch auf Marktveränderungen zu reagieren. Hier braucht es auch einen Change im Mindset, denn Marktveränderungen bieten auch immer eine Chance, zu wachsen und sich von der Konkurrenz abzuheben", so Götze.
Insolvenzursachen Unternehmen 2023