Unter­neh­mens­in­sol­venzen: Geringer Anstieg auf hohem Niveau

Aufgrund der insge­samt anhal­tend schwa­chen Wirt­schafts­leis­tung pendelt sich die Zahl der Firmen­pleiten auf hohem Niveau ein. Daran dürfte sich im Jahres­ver­lauf nichts ändern.

KSV1870 Infografik zu Unternehmensinsolvenzen 1. Quartal 2025 Hochrechnung
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Wien, 12.03.2025 – Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung mussten im ersten Quartal 2025 in Österreich 1.741 Unternehmen (+ 3,1 %) Insolvenz anmelden. Das sind im Schnitt 19 Firmenpleiten pro Tag. Insolvenztreiber sind weiterhin der Handel, die Bauwirtschaft und der Bereich Beherbergung/Gastronomie. Den größten prozentualen Anstieg (+ 62 %) verzeichnet das Grundstücks-/Wohnungswesen. Darüber hinaus stehen bis dato zwölf Großinsolvenzen mit Passiva* von über 10 Mio. Euro zu Buche – im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt 18 Fälle dieser Kategorie. Trotz etwas weniger Großinsolvenzen sind die vorläufigen Passiva* gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent auf rund 2,04 Mrd. Euro gestiegen – ausgehend von einem ohnehin sehr hohen Niveau. Weiters sind 10.200 Gläubiger (- 21,5 %) und 6.400 Arbeitnehmer (- 15,8%) betroffen. Für das heurige Jahr rechnet der KSV1870 mit 6.500 bis 7.000 Unternehmensinsolvenzen.

Die anhaltend schwache Wirtschaftsleistung sorgt auch zu Jahresbeginn für ein hohes Insolvenzaufkommen in Österreich. Laut Wirtschaftsforschung ließ die heimische Leistungsstärke 2024 im Jahresvergleich um etwas mehr als ein Prozent nach, insbesondere im vierten Quartal des Vorjahres war ein Rückgang deutlich spürbar. Damit befindet sich Österreich weiterhin in einer der längsten Schwächeperioden der vergangenen 30 Jahre. Zudem sind Ende 2024 zahlreiche staatliche Förderungen ausgelaufen, und die Inflation ist zu Jahresbeginn gegenüber den vorangegangenen Monaten wieder leicht gestiegen. Die Gründe dafür liegen unter anderem in den zuletzt nochmals gestiegenen Energiekosten. Einzelne zarte positive Signale aus manchen Branchen sind zu wenig, damit sich die insgesamt trübe Stimmung verbessert. „Die aktuellen Zahlen bestätigen das Offensichtliche. Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock. Sie benötigt dringender denn je frischen Sauerstoff, um wieder in Schwung zu kommen“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Als Folge der anhaltenden Schwächephase mussten im ersten Quartal 2025 in Österreich 1.741 Unternehmen (+ 3,1 % gegenüber 2024) Insolvenz anmelden – davon wurden 647 Fälle (+ 8 %) mangels Kostendeckung nicht eröffnet.

Insol­venz­treiber: Handel, Bau, Beher­ber­gung/​Gastro­nomie

Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind drei „alte Bekannte“ für etwa 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Österreich verantwortlich. Der Handel verzeichnet mit 312 Fällen (+ 0,3 % gegenüber 2024) die meisten Firmenpleiten. Dahinter folgen trotz eines jeweils recht deutlichen Rückgangs die Bauwirtschaft mit 279 (- 12 %) und die Beherbergung/Gastronomie mit 191 Pleiten (- 11,2 %) auf den Plätzen zwei und drei. In Bezug auf die Bauwirtschaft dürfte die Talsohle langsam durchschritten sein, wie es laut Wirtschaftsforschung vorsichtig heißt, wenngleich der Wohnbau jedoch weiterhin unter Druck ist. Ergänzend sei an dieser Stelle das Grundstücks- und Wohnungswesen (110 Insolvenzen) erwähnt – in dieser Branche steht mit einem Plus von 61,8 Prozent der größte Anstieg zu Buche. Gleichzeitig fallen in diesem Segment die vorläufigen Passiva* mit 1,3 Mrd. Euro immens hoch aus. Geschuldet ist dieses Ergebnis fünf weiteren Insolvenzfällen aus der „Signa-Sphäre“. 

Passiva*: Anstieg auf hohem Niveau

Insbesondere im vergangenen Jahr gab es eine Vielzahl an Großinsolvenzen, wodurch die Passiva* massiv in die Höhe getrieben wurden. Obwohl zum aktuellen Zeitpunkt mit zwölf Großinsolvenzen (jeweils über 10 Mio. Euro Passiva) um sechs Fälle weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gezählt wurden, sind die Passiva* - ausgehend von einem ohnehin bereits sehr hohen Niveau – nochmals deutlich gestiegen. Und zwar um 6,9 Prozent auf insgesamt 2,04 Mrd. Euro. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse muss an dieser Stelle insbesondere Wien hervorgehoben werden. In der Bundeshauptstadt sind die Passiva um 450 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro angewachsen. Die „Hauptschuld“ an dieser explosionsartigen Entwicklung tragen die bereits erwähnten „Signa-Insolvenzen“, wobei vier davon jeweils Passiva von über 150 Mio. Euro aufweisen. Die bis dato größte Pleite des Jahres betrifft jene der SIGNA Prime CM 2017 GmbH mit einem Volumen von 479 Mio. Euro.

Prognose: Vorjah­res­ni­veau bleibt bestehen

Zum Ende des ersten Quartals 2025 bleibt festzuhalten: Aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung ist in Österreich ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen aus heutiger Sicht kein Thema. Ganz im Gegenteil: Der KSV1870 hält an seiner Prognose fest und erwartet hierzulande am Ende des Jahres zwischen 6.500 und 7.000 Unternehmensinsolvenzen. „Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, dass sich am bestehenden Insolvenzschub in absehbarer Zeit signifikante Änderungen ergeben“, so Götze. Er ergänzt: „Damit die Insolvenzzahlen mittel- und langfristig sinken, muss die Wirtschaft deutlich und rasch gestärkt werden. Erst wenn das mithilfe der neuen Bundesregierung tatsächlich gelingt, ist ein nachgelagerter Rückgang der Fallzahlen möglich.“

*) Die Passiva für das Jahr 1. Quartal 2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 04.03.2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.

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