Die KSV1870-Analyse zeigt, jeder Fünfte wartet mit dem Konkurs, da sich am 1. November 2017 die Spielregeln für die Entschuldung für Privatpersonen ändern.
Privatkonkurse 1.-3. Quartal 2017
Wien, 03.10.2017 – Mit 4.715 eröffneten Verfahren liegen die ersten drei Quartale um 23 % unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei diesen Verfahren geht es um Schulden von insgesamt EUR 565 Mio. oder durchgerechnet um EUR 119.830,- pro Schuldner. Dies ist der niedrigste Wert an Schulden pro Verfahren seit 1996. Der Rückgang hatte zur Jahresmitte schon 30 % betragen und beide sind eindeutig auf eine „Nacht-und-Nebelaktion“ der scheidenden Bundesregierung zurückzuführen. Diese wollte ein letztes Mal Einigkeit und Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und der Privatkonkurs stand gerade in der Nähe. So hat es ihn getroffen.
Das Bekanntwerden der Pläne führte zu einem Austrocknen der Anträge von Schuldnerseite und in der Folge zu einem Rückgang der Verfahren, der per Mai 2017 in manchen Bundesländern bis zu 50 % gegenüber 2016 betrug. Seit etwa Anfang Juni ist klar, dass und was da Gesetz werden würde und langsam erholen sich die Antragszahlen wieder. Der Rückgang der durchschnittlichen Schulden lässt darauf schließen, dass vor allem Menschen mit hohen Schulden zuwarten und sich erst nach Inkrafttreten der Novelle mit 1. November 2017 an die Schuldenregulierung machen werden.
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Unternehmensinsolvenzen 1.-3. Quartal 2017
Ruhe an der Insolvenzfront: Österreich wartet auf das „echte“ Wachstum und den Anstieg der Unternehmenspleiten
Wien, 03.10.2017 – Die Insolvenzstatistik des KSV1870 zeigt für die ersten drei Quartale des Jahres 2017 einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um fast 6 %. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer ging gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 um etwas über 17 % zurück und die Passiva wurden sogar mehr als halbiert.
Der KSV1870 präsentiert wie gewohnt zum Quartalsende hochgerechnete Insolvenzzahlen. Diese zeigen an allen Fronten einen Rückgang. Im Detail sieht dies so aus, dass sowohl eröffnete Insolvenzverfahren (- 6,6 %) als auch mangels Vermögens nicht eröffnete Verfahren (- 4,6 %) über Unternehmen deutlich zurückgingen. Das resultiert in einem Minus der Unternehmenspleiten von 5,8 % gegenüber den ersten Quartalen 2016. Mit 11.600 Dienstnehmern waren 17,1 % weniger Menschen von der Pleite ihres Dienstgebers betroffen und die Forderungen der Gläubiger in diesen Verfahren sanken um 53,9 % auf EUR 1.068 Mio.
Wird das Gespenst der Insolvenz unser schönes Österreich bald zur Gänze verlassen?
Dr. Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte des KSV1870: “Dieser Rückgang ist zweifellos dem historisch einmalig niedrigen Zinsniveau geschuldet. Und jedermann weiß, dass diese Zinsen nicht ewig so niedrig bleiben können. Man erwartet, dass die Wirtschaft in absehbarer Zeit aus sich heraus wächst und nicht nur mittelbar durch die Exportmaschine Deutschland. Erst wenn heimische Unternehmen investieren, wird es wirklich zu einem Wachstumsschub kommen. Und der wird dann rasch die Nachfrage und damit die Inflation heben. Also: Sobald das erhoffte Wachstum eintritt, werden die Insolvenzen wieder anziehen (müssen).“
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