Unternehmensinsolvenzen 2015
Nur 5.150 insolvente Firmen wurden 2015 verzeichnet, um 5 % weniger als 2014. Dabei konnten 2.035 Fälle mangels Vermögens nicht eröffnet werden. Auch die 3.115 Eröffnungen bedeuten einen Rückgang von rund 5 %. Gestiegen ist die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer: 2015 waren es 21.800, um 4,3 % mehr als im Vorjahr.
Dieser Anstieg ist dem Insolvenzfall Zielpunkt mit seinen 2.700 Mitarbeitern geschuldet. Ohne diesen wäre die Anzahl der betroffenen Dienstnehmern gegenüber 2014 sogar um fast 9 % gesunken. Ebenfalls zurückgegangen sind die Verbindlichkeiten: Sie liegen mit EUR 2,4 Milliarden gleich um 17 % unter jenen des Vorjahrs.
Den Grund für den Rückgang sieht KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner nicht in höherer Wirtschaftsleistung: „Es handelt sich keinesfalls um eine „Sommersonne“ der Konjunktur, sondern um eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen. Was wie „global warming“ der Wirtschaft aussieht, ist in Wirklichkeit ein beunruhigendes Phänomen: wenig Neugeschäft – zögerliche Kredite – eine Fokussierung auf Werterhalt und Immobilientransaktionen bei den Investoren. Wie soll da die Wirtschaft wachsen und florieren?“
Bundesländer im Vergleich:
Außer Wien verzeichnen alle Bundesländer Rückgänge bei den Insolvenzen; in Tirol und Vorarlberg sind diese sogar zweistellig. Diese Länder profitieren vom Tourismus und einer exportorientierten industriellen Produktion. Auch Oberösterreich und Steiermark zeigen aus ähnlichen Gründen einen Rückgang. Damit scheinen die kriseninduzierten Insolvenzen der Jahre 2009 und danach, von denen diese Bundesländer besonders betroffen waren, nun überwunden zu sein.
Unternehmensinsolvenzen 2015 | 2015 | 2014 | Veränderung | |
Eröffnete Insolvenzen | 3.115 | 3.275 | - | 4,9 % |
Nichteröffnete Insolvenzverfahren (mangels kostendeckenden Vermögens) |
2.035 | 2.148 | - | 5,3 % |
Gesamtinsolvenzen | 5.150 | 5.423 | - | 5,0 % |
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR |
2,4 Mrd. | 2,9 Mrd. | - | 17,2 % |
Insolvenzstatistik Unternehmen 2015 (inkl. ausführlicher Analyse)
Privatkonkurse 2015
Im Jahr 2015 wurde österreichweit über 8.829 Personen ein Insolvenzverfahren eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von 4,9 % gegenüber 2014. Damit ist die Anzahl der Schuldenregulierungsverfahren, die zwischen 2012 und 2014 gesunken waren, wieder im Ansteigen.
Fast alle Verfahren wurden von den Schuldnern selbst beantragt und dienen der Regulierung der Schulden, die 2015 bei insgesamt EUR 1.141 Millionen und damit fast 4 % über jenen des Vorjahrs lagen. Das entspricht einem durchschnittlichen Schuldenstand pro Konkurs von EUR 129.200,-. In diesen Betrag sind auch die Schulden ehemals Selbstständiger eingerechnet, die mit knapp 29 % fast ein Drittel der Betroffenen darstellen. Diese große Gruppe hat durchschnittlich EUR 290.000,- Schulden, sodass die Pro-Kopf-Verschuldung „echter“ Privater ca. EUR 63.100,- beträgt. Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter Insolvenz beim KSV1870, dazu: „Dieser Pro-Kopf-Betrag stagniert seit Jahren bzw. ist zuletzt sogar leicht zurückgegangen. Das hat vor allem damit zu tun, dass Schuldner immer weniger lange warten, bis sie ein Insolvenzverfahren zur Regulierung ihrer Schulden beantragen und so den Zinsenlauf und die Kostenlawine, die mit gerichtlicher und außergerichtlicher Betreibung verbunden ist, hintanhalten.“
Privatkonkurse 2015 | 2015 | 2014 | Veränderung | |
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren | 8.829 | 8.414 | + | 4,9 % |
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR |
1.141 Mio. | 1.100 Mio. | + | 3,7 % |
Insolvenzstatistik Privatkonkurse 2015 (inkl. ausführlicher Analyse)
Wien, 8.1.2016