Insolvenzstatistik 1. Quartal 2022

Firmenpleiten auf „Vor-Krisen-Niveau“ 

Unternehmensinsolvenzen haben sich im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. 

Wien, 11.04.2022 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzrechnung waren im ersten Quartal 2022 in Österreich 1.046 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – das entspricht einem Anstieg von 117,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die im Oktober 2021 eingesetzte Trendumkehr findet damit zu Beginn des neuen Jahres eine Fortsetzung. Parallel dazu haben sich auch die vorläufigen Passiva* erhöht – und zwar um 95 Prozent auf 279 Millionen Euro. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH mit vorläufigen Passiva von 66,4 Mio. Euro. Weiters hat sich die Zahl der betroffenen Dienstnehmer auf rund 2.900 Personen in etwa verdoppelt, jene der betroffenen Gläubiger fast um die Hälfte erhöht.  

„Der gegen Ende des Jahres 2021 eingesetzte Turnaround im Bereich der Unternehmensinsolvenzen hat sich zu Jahresbeginn kontinuierlich fortgesetzt. Die aktuellen Zahlen befinden sich in etwa auf ‚Vor-Krisen-Niveau‘, womit zwei Jahre nach Beginn der Corona-Krise eine gewisse Stabilität im heimischen Insolvenzgeschehen erreicht wurde“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die Entwicklungen der vergangenen Monate bestätigen, dass die über fast eineinhalb Jahre auf sehr niedrigem Niveau befindlichen Unternehmensinsolvenzen vor allem auch den staatlichen Eingriffen geschuldet waren – diese sind größtenteils mit Ende September 2021 ausgelaufen. „Die kommenden Monate werden zeigen, wie stabil das wirtschaftliche Fundament zahlreicher Unternehmen tatsächlich ist. Ist dieses nicht gegeben und besteht keine reelle Chance auf einen positiven Fortbestand des Unternehmens, erachten wir es als zielführend, frühzeitig eine Sanierung anzustreben, um zu retten, was noch zu retten ist“, so Götze.

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Privatkonkurse um ein Fünftel gestiegen 

Die im vierten Quartal 2021 erfolgte Trendumkehr setzt sich im neuen Jahr fort – mehr private Pleiten, höhere Passiva. 

Laut aktueller KSV1870 Insolvenzrechnung wurden im ersten Quartal 2022 in Österreich 2.116 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt – das entspricht einem Plus von 18,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor der Corona-Pandemie, bedeutet das einen Rückgang von 15,1 Prozent. Gleichzeitig sind im Vergleich zu den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres auch die vorläufigen Passiva* gestiegen – und zwar um 30,3 Prozent auf 258 Millionen Euro.  

„Die im Oktober 2021 gestartete Trendumkehr hat sich in den ersten drei Monaten 2022 fortgesetzt. Mit einem Fünftel mehr Privatkonkurse als im Vorjahr können wir langsam aber sicher von einer gewissen Normalität sprechen, auch wenn das ‚Vor-Krisen-Niveau‘ noch nicht zur Gänze erreicht wurde“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Einer der Hauptgründe für die seit Oktober 2021 kontinuierlich wachsende Zahl an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren liegt in der Insolvenznovelle 2021, die Privatpersonen eine Entschuldung in kürzerer Zeit ermöglicht. Viele der Privaten haben in der ersten Jahreshälfte 2021 zugewartet, um sich nach Inkrafttreten der Insolvenznovelle im Juli des vergangenen Jahres innerhalb von drei Jahren zu entschulden – und nicht wie zuvor in fünf Jahren. „Insgesamt lässt sich festhalten, dass auch am Ende des zweiten Corona-Jahres die Pandemie kein massiver Treiber von Privatkonkursen ist. Die Menschen sind mehrheitlich krisenresistent“, so Götze. 

Massiver Zuwachs in Tirol
Während auf Bundesebene die Zahl der Privatkonkurse zuletzt um ein Fünftel angewachsen ist, werden in den einzelnen Regionen recht unterschiedliche Entwicklungen offensichtlich. Dabei sticht ein Bundesland ganz besonders hervor. Tirol verzeichnet mit einem Plus von knapp 110 Prozent gegenüber dem Vorjahr den gravierendsten Anstieg. Dieser Anstieg ist vor allem mit sogenannten „Nachholeffekten“ im Zuge der Insolvenznovelle 2021 begründbar. Ebenfalls mit sehr starken Zuwächsen müssen sich Niederösterreich (+ 43,7 %), die Steiermark (+ 35,9 %) und das Burgenland (+ 33,3 %) befassen. Demgegenüber stehen drei Bundesländer mit einer rückläufigen Entwicklung – das sind Salzburg (- 19,7 %), Vorarlberg (- 11,4 %) und Kärnten (- 7,3 %). 

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