Insolvenzstatistik Private I. Quartal 2009

Das ist angesichts der dräuenden Finanzkrise und der immer wieder ins Treffen geführten Kreditklemme ein doch eher geringer Zuwachs.

Seit der Einführung des Privatkonkurses im Jahr 1995 handelt es sich um ein stetig steigendes Phänomen, sodass der Vergleich mit dem Vorquartal auch eine wichtige Zusatzinformation bietet. Im vierten Quartal 2008 gab es 2.101 eröffnete Privatkonkurse in Österreich. Gegenüber diesem Wert beträgt die Zunahme im ersten Quartal 2009 rund 4 Prozent.

Nun bedenkt man die seit September 2008 deutlich veränderten Rahmenbedingungen in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt, so ist zweifellos mit einem Anstieg der Probleme der privaten Haushalte zu rechnen. Die Statistiken des KSV weisen für das vierte Quartal 2008 einen Rückgang der abgeschlossenen Privatkredite von 14 % aus. Natürlich betrifft dieser Rückgang vereinzelt auch sogenannte Umschuldungskredite, also Maßnahmen um bestehende Zahlungsengpässe sinnvoll auf längere Zeiträume auszurollen. Dieser Rückgang setzt sich insgesamt aus einer vorsichtigeren Schuldenpolitik der Kreditnehmer (Nachfragerückgang von 5 %, aber auch aus einer vorsichtigeren Vergabepolitik der Banken im Umfang von 9 % zusammen. Insgesamt eben 14 % (vgl. Pressemeldung des KSV 26.1.2009)

Mit drastischen Situationen wie in den USA (Millionen Bürger, die ihre Häuser räumen mussten da sie die Kreditraten nicht mehr aufbringen konnten) ist in Österreich zweifellos nicht zu rechnen. Dies hat mit der viel konservativeren Kreditpolitik der Banken zu tun, aber auch mit der wesentlich besseren sozialen Absicherung für arbeitslos gewordene Menschen. Insgesamt dürften die Banken auch alles daransetzen, um nicht selbst eine abwärtsgerichtete Wertspirale für Immobilien in Gang zu setzen. Solange vom Schuldner überhaupt noch regelmäßig Zahlungen geleistet werden können, ist es wirtschaftlich für beide Seiten vorteilhaft, den Kredit aufrechtzuerhalten und eben die Fälligkeiten nach hinten zu schieben.

Der Bundesländervergleich zeigt auch hier keine großen Überraschungen, wie eben bei einem so moderaten Wachstum keine besonderen Analyseerkenntnisse zu erwarten sind.

Privatkonkurse Erstes Quartal 2009 im Vergleich zum ersten Quartal 2008

Bundesland

eröffnete Fälle 2009 eröffnete Fälle 2008 Veränderung Passiva 2009
in Mio. EUR
Passiva 2008
in Mio. EUR
Wien 904 784 15,3% 87,8 69,8
Niederösterreich 206 200 3,0% 47,0 23,9
Burgenland 48 30 60,0% 5,5 4,8
Oberösterreich 299 265 12,8% 32,7 39,0
Salzburg 105 119 -11,8% 13,2 16,9
Vorarlberg 145 168 -13,7% 11,8 19,5
Tirol 162 202 -19,8% 16,1 25,8
Steiermark 146 139 5,0% 21,9 21,2
Kärnten 169 161 5,0% 24,4 14,0
Gesamt 2.184 2.068 5,6% 260,4 234,9

 

Ausblick auf 2009:
Die Erwartung von insgesamt 10 % mehr Verfahren wird voraussichtlich zu halten sein, wenngleich erste Quartale diesbezüglich keinesfalls aussagekräftig sind. Der Arbeitsmarkt beeinflusst das Insolvenzgeschehen scheinbar paradox, da eine Senkung der Arbeitslosenzahlen die Privatkonkurse steigen lässt: Doch nur Arbeitseinkommen schafft die Möglichkeit Schulden zu bezahlen. Der nun eingesetzte Gegentrend am Arbeitsmarkt wird sich voraussichtlich dämpfend auswirken.

Den vollständigen Insolvenzkommentar sowie die Detailzahlen finden Sie im Download bereitgestellt.

Insolvenzstatistik Private Erstes Quartal 2009