5 Business-Turbos für KMU für das schnelle Comeback

Die Pandemie hat eine tiefe Furche durch das heimische Wirtschaftsleben gezogen. Zwar blieb die große Pleitewelle bislang aus, aber wer heute nicht die Lehren aus der Krise zieht, wird es in Zukunft schwer haben. Jetzt heißt es, von den erfolgreichen Playern der vergangenen Monate zu lernen.

Text: Stephan Scoppetta

Business-Turbo

1. Eine neue Unternehmensvision entwickeln.

In der aktuellen Studie „Wirtschaft nach Corona“ ist sich das Zukunftsinstitut sicher: Zukunft entsteht durch Bilder, die wir von ihr im Kopf haben. Wegen der Corona-Krise haben wir uns von den alten Bildern der Zukunft verabschiedet. Jetzt steht die Wirtschaft vor einer großen Weggabelung: Ein Teil der Wirtschaft will möglichst schnell zurück zur alten Normalität, der andere Teil kann oder will nicht mehr zurück und drängt nach vorne. Die Frage, die beantwortet werden muss: Sollen Unternehmen in alten Systemstrukturen weitermachen oder den „Sprung“ in ein neues System wagen? In diesem Spannungsfeld ist viel Platz für Visionen. Derzeit heißt es für viele Unternehmer: sich Zeit nehmen und die eigenen Visionen neu definieren. Darauf aufbauend gilt es, Geschäftsmodelle anzupassen und auf veränderte Präferenzen seitens der Kunden einzugehen.

2. An der Resilienz des Unternehmens arbeiten.

Laut Deloitte Resilience Report 2021 sehen 44 % der weltweit befragten Führungskräfte den Klimawandel als eine noch gravierendere Krise als die Covid-19-Pandemie. Unternehmen sollten jetzt reagieren und sich für die Zukunft widerstandsfähig machen. Wichtige Resilienz-Faktoren sind Flexibilität, langfristige strategische Ausrichtung und insbesondere Innovationskraft. Die globale Deloitte-Studie zeigt, dass Unternehmen, die schon vor Covid-19 Maßnahmen für mehr Flexibilität umgesetzt oder zumindest gestartet hatten, auf Veränderungen besser vorbereitet waren und mit den Herausforderungen des Pandemiejahres deutlich besser zurechtkamen als ihre Mitbewerber. Zu den Maßnahmen gehören Unterstützung für Remote Work (68 %), flexible Arbeitsoptionen (65 %) und auch eine Diversifizierung der Lieferketten (54 %).

3. Die Chancen der Digitalisierung nutzen.

„Um zu erkennen, welchen Mehrwert die Digitalisierung für ein Unternehmen bietet, hat es in Österreich offensichtlich die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg gebraucht."

Die Corona-Pandemie hat für den notwendigen Digitalisierungs-Turnaround in Österreich gesorgt. Laut Austrian Business Check des KSV1870 hat aktuell rund jedes zweite Unternehmen eine digitale Agenda fix verankert, zusätzlich digitalisiert rund ein Drittel der Betriebe zumindest vereinzelt. Vorrangig geschieht dies in den Bereichen digitale Kundenbetreuung und Vertriebskanäle, Tools für das „daily business“ und im Schulungsbereich. „Um zu erkennen, welchen Mehrwert die Digitalisierung für ein Unternehmen bietet, hat es in Österreich offensichtlich die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg gebraucht“, so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die aktuelle EY-Studie „Digitale Transformation im österreichischen Mittelstand 2021“. Bei 30 % der mittelständischen Betriebe spielen digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell eine sehr große Rolle. 2018 war das erst bei 20 % der Fall. Weitere 47 % schreiben der Digitalisierung eine mittelgroße Rolle zu. Nur mehr 3 % (2019: 6 %) klammern die Digitalisierung aus ihrem Geschäftsmodell aus und halten sie für nicht bedeutend. Allerdings steht Österreichs Wirtschaft trotz des Digitalisierungsschubs nach wie vor am digitalen Scheideweg. Die Lücke zwischen großen und kleineren Unternehmen hat sich nach wie vor nicht merklich verringert: Während jedes zweite Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Millionen Euro (56 %) digitalen Technologien eine sehr große Rolle für das eigene Geschäftsmodell zuschreibt, ist es bei kleineren Unternehmen (Jahresumsatz unter 30 Millionen Euro) nur jedes vierte (26 %).

4. Die richtigen Mitarbeiter für das Unternehmen gewinnen.

Laut der vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort im Jahr 2021 veröffentlichten Studie „Resilienz und Relokalisierung – Wie KMU Krisen besser bewältigen können“ kommt insbesondere den Mitarbeitern beim Überwinden potenziell bedrohlicher Situationen eine zentrale Rolle zu. Widerstandsfähigkeit kann aber nicht „von oben“ angeordnet werden. Resiliente Unternehmen bevorzugen einen partizipativen Führungsstil. 49 % der Unternehmer in heimischen KMU setzen auf Freiräume und eigenverantwortliches Handeln ihrer Mitarbeiter. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass diese – im Vergleich zum direkten Mitbewerb überdurchschnittlich häufig – eine bessere Umsatz- und Ergebnisentwicklung erzielen.

5. In der Kommunikation auf Sinnhaftigkeit und Authentizität setzen.

Viele Firmen haben wegen der Krise wichtige Kunden verloren. Jetzt beim Kommunikationsbudget zu sparen würde die Abwärtsspirale weiter beschleunigen. Die aktuellen Schlagwörter im Bereich Marketing und Kommunikation sind Sinnhaftigkeit und Authentizität. Unternehmen müssen ihren Daseinszweck nicht nur als Werbebotschaft vermitteln, sondern auch leben. Zudem muss die Interaktion zwischen Marke und Kunde einen „human touch“ haben. Zu dieser neuen Menschlichkeit gehört auch, reale Probleme zu lösen. Dafür muss das Unternehmen wertbasierte Angebote schaffen.

Diesen und weitere Artikel finden Sie im Magazin forum.ksv 3/2021.