Konjunktur und Niedrigzinspolitik stärken den Unternehmen den Rücken. Privatkonkurse auf dem Rückzug.
Unternehmensinsolvenzen 1. HJ. 2019
Hochrechnung: Konjunktur und Niedrigzinspolitik stärken den Unternehmen den Rücken.
Wien, 18.06.2019 – Im ersten Halbjahr sind insgesamt 2.587 Unternehmen insolvent geworden. Das entspricht dem Vorjahreswert von 2.584 Firmen. Ein kleines Plus von einem Prozent bei den Eröffnungen wird durch ein Minus von 1,2 % der mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren aufgewogen. Die betroffenen Verbindlichkeiten lagen mit EUR 895 Mio. etwa ein Prozent unter 2018, wogegen die 8.300 betroffenen Dienstnehmer fast zehn Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2018 liegen.
Die Halbjahreszahlen für die Unternehmensinsolvenzen zeichnen ein Bild des Stillstandes mit einem Plus von 0,1 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Niedrige Zinsen und eine schleppende Konjunktur können sich noch die Balance halten. Dass die eröffneten Verfahren minimal auf Kosten der nicht eröffneten Verfahren zugenommen haben, ist immerhin als weiterer kleiner Erfolg zu verbuchen: Denn jede Eröffnung bedeutetet für den Unternehmer eine Chance auf Sanierung des Unternehmens, und für die Gläubiger die Chance auf Quotenzahlungen in einem geordneten Umfeld. Für die Allgemeinheit und die Wirtschaft als Ganzes sind Eröffnungen ein Hygienefaktor der Sonderklasse: Schlecht wirtschaftende Betriebe werden geschlossen und verlassen den Markt, eventuell anfechtbare Handlungen werden recherchiert und korrigiert.
Die betroffenen Passiva zeigen allerdings, wohin die Reise gehen wird. Denn mit
EUR 895 Mio. liegen sie praktisch gleichauf mit jenen im ersten Halbjahr 2018, das auch nicht gerade schwächlich war (z.B. Flyniki oder Wienwert). Die ersten sechs Monate 2018 wiesen eine Steigerung von 36 % gegenüber 2017 auf. Gab es im ersten Halbjahr 2018 nur acht Insolvenzen mit Passiva ab EUR 10 Mio., so liegt dieser Wert 2019 schon beim Doppelten des Vergleichszeitraums 2018, also 16 Großverfahren.
Privatkonkurse auf dem Rückzug
Hochrechnung: Schulden sinken um fast ein Drittel – die großen Fälle sind durch.
Wien, 18.06.2019 – 5.082 Personen haben im ersten Halbjahr 2019 die Regulierung ihrer Schulden in Angriff genommen. Das ist ein Minus von 7,1 Prozent. Die Schulden sind um 32 Prozent deutlich gesunken. Die Novelle 2017 dürfte in der Realität angekommen sein: Die Verfahren nehmen ab, liegen aber immer noch spürbar über dem Niveau der Jahre vor der Novelle. Damit konnte augenscheinlich eines der Ziele der Novelle 2017 erreicht werden: ein leichterer Zugang zur Schuldenregulierung.
5.082 Mal wurde im ersten Halbjahr 2019 an einem der österreichischen Bezirksgerichte ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das bedeutet umgerechnet, dass an 123 Gerichtstagen des ersten Halbjahres pro Tag mehr als 41 Privatkonkurse eröffnet worden sind. Diese Verfahren zielen auf die Entschuldung dieser Menschen mit durchgerechnet ca. EUR 143.000 Schulden. „Die heiß diskutierte Novelle des Jahres 2017 trat mit 1.11.2017 in Kraft und das bedeutete, dass tausende Menschen mit ihren Anträgen bis zum Inkrafttreten der neuen Bestimmungen zuwarteten. Daher kam es 2017 zu einem Rückgang der Verfahren auf unter 7.000 Fälle. Ein Rückgang, der dann im Jahr 2018 als Nachholeffekt zu einer statistischen Verwerfung führte. Das Jahr 2019 ist folglich das erste Jahr nach der Novelle, das eine einigermaßen abgestützte Analyse ermöglicht“, so der KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner.
Downloads:
Pressemeldung Insolvenzstatistik Unternehmen 1. Halbjahr 2019 HR |
Pressemeldung Insolvenzstatistik Private 1. Halbjahr 2019 HR |