Wien, 25.05.2012 - Der Kreditschutzverband von 1870 lud am 24. Mai zur jährlichen Generalversammlung in die Orangerie Schönbrunn, wo er seinen Mitgliedern den Jahresbericht 2011 präsentierte. 410 Mitarbeiter der KSV1870 Gruppe haben an sieben Standorten in Österreich 21.000 Mitglieder betreut und einen Umsatz von EUR 46 Mio. erwirtschaftet. Es wurden rund 5,9 Mio. Bonitätsauskünfte über Unternehmen und Private erteilt und mehr als 160.000 Inkassofälle mit einem Gesamtvolumen von 189 Millionen Euro bearbeitet. Zudem hat der Verband im Vorjahr die Interessen von 81.000 Gläubigern in rund 12.900 eröffneten Insolvenzverfahren (Firmen & Private) vertreten.
Das Vorjahr war für die Wirtschaft insofern positiv, als die Zahl der Gesamtinsolvenzen mit minus 8 Prozent rückläufig war. Die betroffenen Dienstnehmer sind um rund 14 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen und die Verbindlichkeiten um über 40 %. "Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Problem der hohen Zahl an mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren nach wie vor ungelöst ist. Diese Unternehmen sind zwar „konkursreif", die Insolvenz kann jedoch aufgrund des fehlenden Kostenvorschusses für die Eröffnung nicht abgewickelt werden und so bleiben viele dieser maroden Unternehmen am Markt", analysiert Johannes Nejedlik, Geschäftsführer des Kreditschutzverband von 1870. Eine KSV1870 Analyse hat ergeben, dass jährlich rund 3.000 solcher Fälle einen Schaden von EUR 500 Mio. verursachen. Die Kosten werden im überwiegenden Maße von Gläubigern und Steuerzahlern beglichen. "Die Rechte der Gläubiger müssen in diesem Bereich einschneidend gestärkt werden. Wir fordern daher gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine durchgängige Eröffnung der Insolvenzen zulassen", so der Geschäftsführer.
Österreich hat Vorbildcharakter
Auch vom "Small Business Act" der EU inspirierte Überlegungen des Justizministeriums im Insolvenzbereich wurden auf der Generalversammlung angesprochen. Derzeit liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, wonach innerhalb von drei Jahren ab Insolvenz haftende Unternehmer automatisch von ihrer Schulden befreit werden sollen, um ihnen die Chance auf neuerliche unternehmerische Betätigung zu eröffnen. Diese Idee lässt außer Acht, dass in Österreich jeder seriös arbeitende Unternehmer, der rechtzeitig zielführende Maßnahmen setzt, ohnehin eine reelle Chance auf Sanierung seines Unternehmens im Rahmen eines Sanierungsplans hat. Dies gelingt Jahr für Jahr etwa 35 Prozent aller insolventen Unternehmen.
"Es wäre daher eher an der Zeit, dass die EU sich die österreichische Praxis der Unternehmenssanierung ansieht und daraus Vorschläge an andere EU-Mitgliedstaaten erarbeitet, statt die Praxis aus reinen Liquidationssystemen nach Österreich bringen zu wollen", so Johannes Nejedlik.
Neues gibt es im KSV1870 auch im Bereich des Vorstandes, der um zwei Mitglieder ergänzt wurde. Der Finanzvorstand der Wilfried Heinzel AG, Mag. Dietmar Geigl, wurde in den Vorstand des KSV1870 berufen, ebenso wie Ing. Mag. Wolfgang Wahlmüller, der Mitglied des Vorstandes der ÖSW AG ist.