Ein Börsegang und Expansionen ins Ausland – derartige Entscheidungen wurden schon vielen Familienunternehmen zum Verhängnis, unter anderem auch der Maculan Holding AG. Die Insolvenz des Bauunternehmens 1996 bescherte Gläubigerschützern wie uns viel Arbeit. Schließlich war das Unternehmen ein Big Player der heimischen Wirtschaft. Bis heute zählt die Insolvenz der Gruppe zu einer der größten in der Geschichte der Zweiten Republik. Grund genug, einen Blick auf die damaligen Ereignisse zu werfen.
Christoph Vavrik
Zum Jahreswechsel 1994/95 gab es wie immer gute Vorsätze und viel Feuerwerk. Besonders bei Hofman & Maculan war die Stimmung gut und von Optimismus geprägt, denn die Österreichische Vereinigung für Finanzanalysen und Anlagenberatung gab für das abgelaufene Geschäftsjahr 1994 eine Gewinnschätzung von umgerechnet 11 bis 14,5 Millionen Euro aus. Doch im April erkannte man den Fehler. Die zu schnelle Expansion entpuppte sich als Millionengrab. Grund: Maculan zog so viele Aufträge wie möglich an Land, denn ein guter Auftragsbestand und die Präsenz in vielen Ländern diente dem Prestige.
Es muss sich auch rechnen
Doch Bauaufträge zu lukrieren ist vergleichsweise einfach, diese mit einem Gewinn abzuschließen ist eine ganz andere Herausforderung. Der Unternehmer unterschätzte die Risiken und am Ende blieb ein Verlust. Bereits ab Mitte 1995 wurden Sanierungspläne erstellt und mit Banken verhandelt. Finanzierungs- und Kaufangebote wurden gemacht und wieder zurückgezogen und im März 1996 musste der Ausgleich angemeldet werden. Im August 1996 wurde schließlich der Anschlusskonkurs eröffnet. Mit Passiva von umgerechnet rund 800 Millionen Euro und 10.000 Mitarbeitern war es die zweitgrößte Insolvenz jener Zeit.
Chronik vom Fall Hofman & Maculan
Das Bauunternehmen Hofman & Maculan wurde 1941 von Rudolf Maculan gegründet, der zuvor bei der Baugesellschaft Hofman tätig war. Rudolf Maculan war nicht nur ein hervorragender Techniker, er war auch innovativ und hat zum Beispiel die monatliche Bilanzierung der Baustellen und Kalkulationsblätter eingeführt. Als Rudolf Maculan bei einem Flugzeugunfall starb, war Sohn Alexander Maculan 14 Jahre alt. Mit 18 erbte der Sohn die Baufirma und war für deren spätere Führung nicht vorbereitet. Ein enger Mitarbeiter seines Vaters übernahm es, zunächst den Junior ins Baugeschäft einzuführen. Was Maculan naturgemäß anfangs fehlte, war die Führungserfahrung. Er hat zwar eine Maurerlehre gemacht, war aber nie als Bauleiter oder in der Projektabwicklung tätig gewesen. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage führte Alexander Maculan bis in die 1990er Jahre den Betrieb sehr solide und erfolgreich, doch mit der mutigen Expansion in die ehemalige DDR traf er eine folgenschwere Entscheidung.
Berlin: der Aufbruchsstimmung erlegen
Nach dem Fall der Berliner Mauer herrschte im Osten Aufbruchsstimmung. Es gab viele Projekte und Visionen zu einer blendenden Zukunft, denen Alexander Maculan erlag. Die Devise damals lautete: expandieren und mitgestalten. Dazu nahm Maculan viel Geld in die Hand und ging auf Shopping-Tour. Unter anderem kaufte er ostdeutsche Baufirmen und baute Soldatenwohnungen in den GUS-Staaten. Bis nach Russland reichten seine Aktivitäten. Expansion ist per se nicht schlecht, muss aber gut geplant und ausgeführt werden. Genau hier sind Hofman & Maculan Fehler unterlaufen, die maßgeblich zur Insolvenz beitrugen.
Wer zu schnell wächst …
Der Sprung an die Börse, das Aufkaufen von Betrieben im Osten – laut Meinung vieler Experten hatte sich Maculan damit übernommen und ist schneller gewachsen, als die vorhandenen Management-Kapazitäten erlaubten. Zwischen 1991 und 1995 stieg der Umsatz der Hofman & Maculan Gruppe von vier auf 16 Milliarden Schilling. Zu damaligen Zeiten eine enorme Summe. Baufirmen kaufen ist einfach, sie mit guten Managern zu besetzen braucht aber Zeit. Genau hier lag ein großes Problem. Maculan konnte in der kurzen Zeit nicht die notwendige Menge guter Mitarbeiter organisieren und stellte notgedrungen weniger gut qualifizierte ein. Eine Kombination aus schlechten Abwicklungen und Unzufriedenheit bei den Kunden war die Folge und Verluste waren somit vorprogrammiert. Hinzu kam der Einbruch der ostdeutschen Baukonjunktur Mitte der 1990er Jahre und die Rubelkrise der Jahre 1990 bis 1994.
Warum niemand Verdacht schöpfte
Dass niemand vor der Pleite warnte, hatte verschiedene Gründe, nicht zuletzt war auch die Aufbruchsstimmung zu jener Zeit eine Ursache dafür. Ein weiterer Grund war, dass sie sich sehr langsam abzeichnete. Für die Experten der Gläubigerschutzverbände bedeutete die Insolvenz jedenfalls viel Arbeit und auch Alexander Maculan kämpfte bis zuletzt um das Überleben seiner Betriebe. Mit der Maculan-Gruppe gingen 25 angeschlossene Betriebe in Insolvenzverfahren, manche schafften Ausgleiche, viele wurden verkauft. Der Masseverwalter der Kerngesellschaft Hofmann & Maculan Bau AG konnte nach gescheitertem Ausgleich das operative Unternehmen verkaufen, musste aber rund 70 Prozesse führen und hunderte Bauvorhaben abwickeln. Eine Meisterleistung des Masseverwalters.
Eine Insolvenz mit Dominoeffekt
Von den umgerechnet rund 800 Millionen Euro Passiva in der gesamten Maculan-Gruppe entfielen allein 375 Millionen Euro auf die Bau-Tochter Hofman & Maculan Bau AG. Nach zwölf Jahren Konkursverfahren wurde das Kapitel 2008 endgültig geschlossen und die Gläubiger des KSV1870 konnten mit einer überraschend hohen Quote von 21,6 Prozent entschädigt werden. Alexander Maculan kämpfte bis zuletzt für die Unternehmens-Gruppe. Einige der betroffenen Tochtergesellschaften schafften tatsächlich erfolgreich den Ausgleich und konnten fortgeführt werden.