Banken müssen sich Einblick in die Führung und die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens verschaffen, um beurteilen zu können, ob die zeitgerechte Rückzahlung eines Kredits samt Zinsen gewährleistet ist. Dabei kommt es auf „Hard Facts“ genauso wie auf „Soft Facts“ an.
Gastbeitrag von Heinz Harb
Bestimmend für den zukünftigen Erfolg jedes Unternehmens ist vor allem, wer es in welcher Weise führt. Banken machen sich deshalb insbesondere von den handelnden Personen ein Bild. Verfügt die Geschäftsführung über das notwendige Fach- und Branchenwissen? Hat sie Unternehmenschancen sowie -risiken, Marktentwicklungen, Mitbewerb und Leistungsfähigkeit des eigenen Unternehmens realitätsnah im Blickfeld? Wie wird auf Veränderungen reagiert? Und nicht zuletzt interessiert auch, ob die entscheidenden Personen einen versierten und vertrauenswürdigen Eindruck hinterlassen.
„Soft Facts“-Rating optimieren
Es gibt zahlreiche Geschäftsführer, die ihr Unternehmen durchaus hemdsärmelig und mit einer spärlichen Führungsdokumentation höchst erfolgreich leiten. Jedoch sind Banken darauf angewiesen, Hinweise darauf zu Papier zu bringen, mit welchen Instrumenten Unternehmer bzw. Geschäftsführer den Betrieb jederzeit und vorausschauend „im Griff“ haben. Wer also das „Soft Facts“-Rating für sich entscheiden möchte wird gut daran tun, sich selbstkritisch mit den erwähnten Fragen zu befassen und für ein nachvollziehbares, wirtschaftliches Führungsinstrumentarium zu sorgen.
Wie steht’s um die Finanzkennzahlen?
Die aktuelle wirtschaftliche Lage spiegelt sich in den „Hard Facts“, den Finanzkennzahlen, wider. Bilanzdaten wie das Eigenkapital, das Anlagevermögen, Vorräte, Forderungen, die Höhe der Liquidität sowie Rückstellungen und Verbindlichkeiten treffen wesentliche wirtschaftliche Aussagen. Aber auch aus der Gewinn- und Verlustrechnung leiten Banken ab, ob die Erwirtschaftung ausreichender finanzieller Mittel für eine zeitgerechte Kreditrückführung aktuell und zukünftig absehbar ist. Nicht selten werden dazu Branchenvergleiche angestellt. Um sich einen Überblick zu verschaffen und auch Anhaltspunkte zur eigenen Stellung innerhalb der Branche zu gewinnen, können Unternehmen das BilanzBranchenRating vom KSV1870 heranziehen.
Wie verbessere ich das „Hard Facts“-Rating?
Finanzkennzahlen sind das Ergebnis von täglich getroffenen Entscheidungen und können bei entsprechender Konsequenz positiv beeinflusst werden. Zeitgerechte Maßnahmen schützen nicht nur vor Überalterung von Vorräten oder Ausfall von Kundenforderungen, sondern verbessern die Kennzahlen, das Eigenkapital und die Liquidität des Unternehmens – und damit insgesamt das Rating.
Ratsame Maßnahmen zur Verbesserung der „Hard Facts“:
- sorgsame Produkt- und Auftragskalkulation
- zeitnahe Fakturierung
- klare Spielregeln bei Kunden-Kreditlimits
- straffes Mahnwesen
- Vereinbarung von An- oder Teilzahlungen
- Abfrage von KSV1870 Bonitätsauskünften
- kritischer Blick auf die Zusammensetzung der Unternehmensfinanzierung
Steueroptimierung ist kein Allheilmittel
Wer die bis zum Bilanzstichtag erbrachten Leistungen nicht fakturiert, kann zwar hinsichtlich der noch nicht realisierten Gewinne seine Ertragssteuerbelastung in das nächste Geschäftsjahr hinauszögern. Allerdings wird damit ein schlechteres Banken-Rating in Kauf genommen. Es empfiehlt sich daher, mit einem Blick auf das große Ganze die jeweils betriebsindividuell richtige Entscheidung zu treffen.
Weitere Praxis-Tipps finden Sie im Leitfaden „Praxis der Unternehmensfinanzierung“ von LBG Österreich.
Schützen Sie sich mit unseren 10 Tipps für effektives Risikomanagement vor Zahlungsausfällen.
Heinz Harb ist Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Geschäftsführer bei LBG Österreich, einer österreichweit führenden, auf Klein- und Mittelbetriebe spezialisierten Beratungsgesellschaft.