Über Geld spricht man nicht?

Spricht man doch – zumindest unter Jugendlichen. Das stellen wir in unseren Workshops für Finanzbildung, die wir für Schüler und Lehrlinge anbieten, immer wieder fest. Eines ist dabei aber unerlässlich: Man muss den jungen Menschen auf Augenhöhe begegnen und sie dort abholen, wo sie stehen. Aber was heißt das in der Praxis? 

Gastbeitrag von Markus Kohlmeier, Koordinator der Initiative für Finanzbildung der steirischen Finanzdienstleister

Finanzbildung im Homeschooling

Kostenloses iPhone mit 24 Monaten Vertragsbindung im Paket oder das iPhone für 899 Euro selbst kaufen und den Vertrag gesondert abschließen: Welche Variante ist günstiger? Wenn wir diese Frage in unseren Workshops für Finanzbildung stellen, entscheidet sich der Großteil der Schüler bzw. Lehrlinge für Variante 1. Kostenloses iPhone klingt natürlich günstiger als ein iPhone für fast 900 Euro. Nicht immer sind (finanzielle) Dinge aber so, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Wir rechnen dann gemeinsam mit den Jugendlichen nach und es zeigt sich, dass Variante 2 – bei der man einen deutlich günstigeren Monatstarif zahlt – in Summe um rund 350 Euro günstiger ist. Das ist nur eines von zahlreichen Beispielen, mit denen wir in unseren Workshops Finanzthemen plakativ machen.

Mit rund 4.000 Schülern und Lehrlingen haben wir mittlerweile schon kurzweilige Stunden verbracht und ihnen so Finanzwissen vermittelt. Wir fokussieren dabei auf Schüler in Mittleren und Höheren Schulen (z. B. BORG, HTL, HAK etc.) und halten Workshops im Rahmen der Lehrlingsakademie des WIFI Steiermark ab. Enger Kooperationspartner für unsere Initiative ist dabei auch der KSV1870 Standort Steiermark. Kooperationen wie diese sind uns wichtig, da das Feld des Finanzwissens sehr breit ist und Experten der einzelnen Teilbereiche natürlich am besten Wissen aus erster Hand vermitteln können.

Aktuell werden die Workshops aufgrund von Covid-19 und Homeschooling über Videokonferenz-Tools abgehalten. Das Interesse ist besonders in dieser wirtschaftlich unsicheren Phase groß. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Finanzen kann Unsicherheiten abschwächen und Orientierung geben. 

Großes Interesse an Finanzbildung

Wir merken bei den Workshops immer wieder, dass die Jugendlichen großes Interesse am Thema haben und uns mit ihren Fragen nur so löchern. Über Geld spricht man nicht? Das sehen Jugendliche ganz anders. Unzählige Studien bestätigen mittlerweile, dass in Sachen Finanzbildung großes Potenzial besteht. 9 von 10 Befragten aus der Altersgruppe 17 bis 27 in der Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen 2019“ des Versorgungswerks MetallRente betonten, dass es ihnen an verständlichen Informationen über Finanzen und Altersvorsorge fehle.

Finanzwissen auf Augenhöhe vermitteln

Bei den Jugendlichen kommt es immer gut an, wenn man sich auf Augenhöhe mit ihnen unterhält und sie nicht belehrt. Meist entwickelt sich gleich am Anfang des Workshops eine lebhafte Diskussion – zum Beispiel, wenn wir die Frage stellen: Wie entscheidet ihr eigentlich, ob ihr euch ein Konzertticket leisten könnt? Es geht also darum, den Schülern ein grundsätzliches Verständnis für Finanzthemen zu vermitteln, damit sie selbst und eigenständig fundiert Entscheidungen treffen können. Was die Inhalte der Workshops angeht, sollte man sich individuell an die Jugendlichen anpassen. Unter anderem stehen Haushaltsrechnung, Wertpapiere und Versicherungen im Fokus.

 

Markus Kohlmeier ist Obmann-Stellvertreter der steirischen Finanzdienstleister und koordiniert die Initiative für Finanzbildung, die gemeinsam mit Kooperationspartnern wie dem KSV1870 Steiermark umgesetzt wird. www.finanzbildung-stmk.at

WKO Steiermark