Gläubigerschutzverband präsentierte auf der 142. Generalversammlung am Erste Campus in Wien den Jahresbericht 2017.
Wien, 15.06.2018 – Der KSV1870 lud am 14. Juni zur Ergebnispräsentation des Vorjahres und informierte gleichzeitig über digitale Lösungen für Unternehmen, die der führende Gläubigerschutzverband Österreichs 2017 entwickelt hat. Die Themen Echtzeit und Innovation standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Passend dazu erklärte Lutz Wagner, wie er als ehemaliger Schiedsrichter Entscheidungen innerhalb weniger Sekundenbruchteile traf. Die Begrüßungsworte sprachen Hausherr Dipl.Ing. Stefan Dörfler von der Erste Bank und Mag. Christian Pilnacek, Generalsekretär im Bundesministerium Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz.
Bevor die Geschäftsergebnisse des abgelaufenen Jahres in den Fokus der geladenen Gäste rückten, überraschte Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, Geschäftsführer vom Kreditschutzverband von 1870, die Anwesenden mit einer Videobotschaft von Dr. Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort: „Ich habe die Veränderungen und die Weiterentwicklung des KSV erlebt, über die vielen vergangenen Jahre. Wie selbst die Digitalisierung im KSV angewandt wurde. Und wie der KSV mit seinen neuen Dienstleistungen und Services den Unternehmen hilft, besser zu werden. Die Leistungen des KSV sind unabdingbar für den Erfolg der österreichischen Wirtschaft.“
2017: 41 Mio. Euro Umsatz
„Durch einen gelungenen Produkt- und Service-Mix haben 370 Mitarbeiter im vergangenen Jahr einen Umsatz von 41 Mio. Euro erwirtschaftet“, erklärt Vybiral. Den Hauptanteil (46 %) steuerte dabei die KSV1870 Information GmbH bei. Der KSV1870 vertrat 2017 insgesamt 75.100 Gläubiger in 9.900 eröffneten Firmen- und Privatkonkursen. Zudem wurden 5,4 Mio. Bonitätsauskünfte erteilt, 417.000 Online-Abfragen zu österreichischen Wirtschaftsauskünften verzeichnet und 150.000 Inkassofälle mit einem Gesamtvolumen von 125 Mio. Euro bearbeitet.
Rückgang bei Privatinsolvenzen
Die Unternehmensinsolvenzen sind im vergangenen Jahr auf einem moderaten Niveau geblieben. 2017 wurden 5.079 Unternehmen insolvent (- 2,8 % gegenüber 2016). Bei den Passiva wurde ein Rückgang von 35 Prozent verzeichnet. Bei den Privatkonkursen gab es zuletzt einiges an Bewegung: 6.921 Fälle bedeuten einen Rückgang um 13,6 Prozent gegenüber 2016. Diese Entwicklung ist auch auf das gegen Ende 2017 bedeutend schuldnerfreundlichere Insolvenzrechtsänderungsgesetz 2017 (IRÄG 2017) zurückzuführen, das auch die Abschaffung der Mindestquote mit sich gebracht hat. „Viele Schuldner haben zugewartet, was auch den deutlichen Anstieg bei den Privatinsolvenzen im 1. Halbjahr 2018 erklärt“, so Vybiral.
Innovative Tools beim KSV1870 im Fokus
Als führende Wirtschaftsplattform des Landes ist der KSV1870 auch Sprachrohr seiner Mitglieder. Im Rahmen des „Austrian Business Check“ befragte der Gläubigerschutzverband seine Mitglieder zu den Themen Investitionslage, Digitalisierung, Kreditvergabe und DSGVO und hat dadurch erfahren, welche Unterstützung die Wirtschaft braucht. Als innovative Tools stellte Vybiral dabei unter anderem den DSGVO-Assistenten vor, der speziell für KMU entwickelt wurde und bei der Umsetzung des „Verzeichnis der Verarbeitungen“ unterstützt. Darüber hinaus wurden neben dem KSV1870 Insolvenzticker über WhatsApp auch der „InfoPass für Mieter“ und die „digitale Antragstrecke“ für Finanzierungen präsentiert. „Die Entwicklung und Gestaltung von innovativen und einfachen Tools steht bei uns ganz klar im Fokus, um die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen“, fasst Vybiral zusammen.
Keynote Lutz Wagner: Wichtig, überhaupt eine Entscheidung zu treffen
Mit Spannung wurde auch der Vortrag von Lutz Wagner erwartet. Der ehemalige Schiedsrichter in der Deutschen Fußball-Bundesliga leitete in seiner Karriere rund 450 Profispiele und konnte somit aus erster Hand berichten, wie er selbst mit Echtzeit-Entscheidungen in Stresssituationen umgegangen ist: „Wenn man unter Zeitdruck steht, ist es zunächst am wichtigsten, überhaupt zu entscheiden. Ob die getroffene Entscheidung richtig oder falsch ist, ist im ersten Moment zweitrangig“, so Wagner.