Vor der Krise erwirtschaftete Finanzpölster helfen den Betrieben, die Corona-Pandemie zu meistern. Zwei Drittel haben trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiter investiert.
Wien, 28.04.2021 – 41 % der heimischen Betriebe sind eigenen Einschätzungen zufolge auch ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Krise in Österreich finanziell langfristig abgesichert. Bei rund einem Viertel scheint jedoch die Grenze erreicht zu sein: ihre liquiden Mittel sind bereits aufgebraucht oder ein solches Szenario steht unmittelbar bevor. Darüber hinaus ist das Eigenkapital von zwei Drittel der Betriebe in Mitleidenschaft gezogen worden – bei rund einem Viertel sehr stark oder stark. Trotz dieser massiven Einschnitte haben fast 70 % auch während der Krise Investitionen getätigt. Das war auch deshalb möglich, weil viele Unternehmen in den Jahren zuvor sauber gewirtschaftet und ihr Eigenkapital seit 2015 kontinuierlich erhöht haben. Demzufolge ist auch für 80 % der Befragten eine Geschäftsschließung im laufenden Jahr kein Thema.
Die anhaltende Corona-Krise hat das Eigenkapital der Betriebe teils stark in Mitleidenschaft gezogen. Lediglich 36 % verzeichnen keine Einbußen, 24 % der Befragten sprechen hingegen von sehr starken oder starken Einschnitten. Darüber hinaus zeigt sich, dass das Eigenkapital von Jungunternehmern stärker betroffen ist als jenes von Betrieben, die bereits seit mindestens fünf Jahren bestehen. „Angesichts der Tatsache, dass wir uns in einer massiven Wirtschaftskrise befinden, scheint Österreichs Wirtschaft noch mit einem blauen Auge davonzukommen“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. In dieser angespannten Situation kommt es der Wirtschaft zugute, dass es zwischen 2015 und 2019 jedes Jahr mehr Unternehmen gibt, die ein positives Eigenkapital aufweisen können. Laut einer KSV1870 Analyse lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Jahr 2019 bei 51,6 % - das entspricht einem Plus von 0,9 % gegenüber dem Jahr zuvor.
Video-Statement von Gerhard Wagner.
Investitionen: mehr Lust statt Frust
Auch aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Eigenkapitalquote konnten über zwei Drittel der Betriebe während der Corona-Krise Investments tätigen. Im vergangenen Jahr setzten 38 % ihre Vorhaben zur Gänze um. Weiteren 30 % ist es gelungen, ihre geplanten Investments zumindest teilweise zu realisieren. Lediglich 14 % mussten sämtliche Vorhaben ad acta legen – hauptsächlich wegen der Krise. Denn von jenen Betrieben, die nicht oder nur teilweise investieren konnten, sahen zu 80 % den Grund dafür in der Pandemie. Der Investitionsschub soll trotz aller Rahmenbedingungen auch im laufenden Jahr fortgesetzt werden: So stehen Investitionen bei 6 von 10 Unternehmen auf der Agenda – 83 % davon sprechen von höheren oder zumindest gleich hohen Investments im Vergleich zum Vorjahr. Rund 60 % der Betriebe möchten dazu in erster Linie auf ihr Eigenkapital oder den Cashflow (37%) zurückgreifen. Die wichtigsten Motive für Investitionen sind der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die Digitalisierung und die Implementierung neuer Geschäftsfelder.
Geschäftsschließungen: 4 von 5 Betrieben schaffen 2021 sicher
Wie der aktuelle Austrian Business Check bestätigt, ist eine Geschäftsschließung im laufenden Jahr kaum ein Thema. Während 80 % der Unternehmen eine solche kategorisch ausschließen, liegt für 5 % der Befragten diese Variante im Bereich des Möglichen. Für die restlichen 15 % hängt es davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird. Dieses Umfrage-Ergebnis wird auch von aktuellen Zahlen der KSV1870 Wirtschaftsdatenbank bestätigt: Die These, dass pandemiebedingt mehr Unternehmen zusperren als in einem normalen Jahr, bestätigt sich nicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Schließungen war im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 19 % rückläufig.
„Es scheint aktuell keine Notwendigkeit zu geben, vom Markt zu verschwinden, denn der Staat stützt die Liquidität der Unternehmen durch Fördermaßnahmen und Stundungen. Inwieweit Unternehmen auf diese Weise künstlich am Leben gehalten werden, die im Normalfall von der Bildfläche bereits verschwunden wären, wird sich noch zeigen“, so Wagner.
Ein ähnliches Phänomen zeigt sich bei den Gründungen: Offenbar ist es der Pandemie nicht geglückt, den Jungunternehmeresprit in Österreich nachhaltig zu gefährden. Wir wissen, dass die Gründungsaktivität im Vorjahr nicht zurückgegangen ist. „Das sind gute Nachrichten, da es jedenfalls eine Option gewesen wäre, dass sich Gründungswillige in diesen unsicheren Zeiten eher in sichere Beschäftigungen flüchten“, so Wagner. Mit den anhaltend stabilen Gründungszahlen ist sichergestellt, dass das innovative Potenzial der Firmen nicht verloren geht.
Ausfallrisiko in Österreich weiter gering
Aktuell weisen weiterhin 88 % der heimischen Betriebe ein geringes Risiko auf, Zahlungen nicht mehr nachkommen zu können. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr im Prinzip nicht verändert und bewegt sich auf konstantem Niveau. Lediglich bei den protokollierten Unternehmen gibt es eine geringe Verschiebung in die 400er-Klasse, die ein erhöhtes Risiko bedeutet – trotzdem weisen noch immer rund 80 % der Protokollierten ein geringes Ausfallrisiko auf. Diese Ergebnisse bestätigen die KSV1870 Strategie: „Zu Beginn der Krise haben wir uns sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir in solch einer Situation Unternehmen seriös bewerten können. Für uns war rasch klar, keine ganzen Branchen pauschal ‚downzugraden‘, sondern stattdessen auf die Faktoren Individualität und eine differenzierte Betrachtungsweise zu setzen, bei der sämtliche Rahmenbedingungen maßgeblich berücksichtigt werden“, so Wagner.
Hier können Sie die Pressekonferenz nachschauen.
Im Rahmen des Austrian Business Check 2021 hat der KSV1870 in Zusammenarbeit mit Marketagent rund 1.200 Unternehmen zu aktuellen Wirtschaftsthemen rund um die Corona-Krise befragt.