Massive Umsatzeinbrüche und eine gesunkene Geschäftslage hindern Österreichs Betriebe nicht daran, positiv in die Zukunft zu blicken – Jung wie Alt gleichermaßen.
Wien, 28.04.2021 – Während nahezu jedes heimische Unternehmen von der Corona-Krise betroffen ist und die Umsätze von knapp 60 % der Befragten teils sehr stark rückläufig sind, bewerten 45 % ihre aktuelle Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Gleichzeitig blicken drei Viertel der Unternehmen positiv in die Zukunft. Darüber hinaus bestätigt eine aktuelle KSV1870 Umfrage, dass Unternehmen die Pandemie zwar als Katalysator für betriebliche Veränderungen erkannt haben, in der Praxis vielerorts allerdings noch zu langsam agieren. Bislang haben nur 4 von 10 Betrieben Anpassungen an ihrem Geschäfts- bzw. Vertriebsmodell vorgenommen. Weiters planen knapp zwei Drittel der Firmen, ihre aktuelle Mitarbeiterzahl 2021 unverändert zu lassen. Zudem erwarten 39 % eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2022. Gleichzeitig glaubt der Großteil daran, dass Österreichs Wirtschaft ein Comeback gelingen wird – allerdings erst in einigen Jahren.
Das Stimmungsbarometer innerhalb der heimischen Unternehmen zeigt weiter nach oben. Obwohl sich Österreichs Wirtschaft seit über einem Jahr im Ausnahmezustand befindet, blicken 76 % der Befragten positiv in die Zukunft – 13 % sogar sehr positiv. „Die Corona-Krise hat massive Spuren hinterlassen. Nichtsdestotrotz nehmen die Unternehmen den Kampf an, damit der heimische Wirtschaftsstandort zukünftig wieder an Attraktivität gewinnt“, erklärt Mag. Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Insbesondere Unternehmen aus der Steiermark, dem Burgenland und Oberösterreich sind positiv gestimmt – ebenso Vertreter aus den Bereichen Pharma, Land/Tiere/Forstwirtschaft, der Bauwirtschaft und IT. Mit eher weniger Enthusiasmus blickt hingegen der Textilhandel, die Freizeit- und Logistikwirtschaft sowie die Gastronomie in die unmittelbare Zukunft.
Geschäftslage zur ‚Vor-Corona-Zeit‘ deutlich gesunken
Im Vergleich zum Frühjahr 2020 hat sich die Geschäftslage der heimischen Unternehmen verschlechtert. Trotzdem bewerten nach wie vor 45 % (-18% gegenüber dem Vorjahr) ihre Geschäftslage mit sehr gut oder gut, während diese mittlerweile von 27 % (+22%) negativ bewertet wird. Darüber hinaus schätzen Jungunternehmer (35 % positiv) ihre wirtschaftliche Situation schlechter ein als Betriebe, die es seit mindestens fünf Jahren (48 % positiv) gibt. Gleichzeitig haben sich auch die Umsätze von 57 % der Unternehmen rückläufig entwickelt – bei einem Drittel sogar sehr stark. Im Gegensatz dazu sind diese bei knapp einem Viertel gestiegen. Zuwächse verzeichnen neben dem Bereich Land/Tiere/Forstwirtschaft auch die holzverarbeitende Industrie und die Bauwirtschaft.
Video-Statement von Ricardo-José Vybiral.
Unternehmen: mehr Flexibilität gefragt
Wie der aktuelle Austrian Business Check zeigt, hat bis jetzt nur ein Teil der Betriebe die Zeichen der Zeit erkannt und Veränderungen vollzogen. 39 % bestätigen, dass sich ihr Geschäfts- bzw. Vertriebsmodell seit Beginn der Krise verändert hat – bei weiteren 22 % steht eine Anpassung unmittelbar bevor. „Die Unternehmen sehen die Pandemie zwar als Katalysator für Veränderung, doch viele müssen noch einen Zahn zulegen, damit die Bewältigung der Krise am Ende des Tages gelingt. Es genügt nicht, Bestehendes besser zu machen, sondern Vieles muss komplett neu gedacht werden“, so Vybiral. Die häufigsten Veränderungen betreffen die Anpassung von Geschäftsbereichen (48 %), eine veränderte, zunehmend digitalere Kundenkommunikation (41 %) oder die Implementierung neuer (digitaler) Vertriebskanäle. Auch innerhalb der Firmen wurde zuletzt aufgrund veränderter Rahmenbedingungen, etwa der Reduktion sozialer Kontakte und dem vermehrten Einsatz von Home Office, verstärkt auf die Digitalisierung gesetzt. Hier geht es in erster Linie um Kommunikationstools und interne Prozesse, aber auch um flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Digitalisierungs-Turnaround in Österreich
Waren vor der Corona-Krise zwei Drittel der Betriebe ohne digitale Agenda unterwegs, so hat sich das nun schlagartig geändert. Aktuell haben 49 % der Betriebe eine digitale Agenda fix verankert bzw. in Planung. Zusätzlich bestätigt etwa ein Drittel jener Unternehmen, die aktuell ohne „digitale Roadmap“ agieren, zumindest vereinzelt zu digitalisieren. „Um zu erkennen, welchen Mehrwert die Digitalisierung für ein Unternehmen bietet, hat es in Österreich offensichtlich die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg gebraucht. Immerhin ist während der Krise ein entscheidender Schritt in Richtung einer digitalen Zukunft gelungen – spät aber doch“, so Vybiral. Die häufigsten Einsatzbereiche im Jahr 2021 betreffen vor allem Vertriebskanäle, Tools für das „daily business“, Schulungen, das elektronische Rechnungswesen und die digitale Kundenbetreuung. Darüber hinaus bestätigen jene Unternehmen, die bereits länger auf die Digitalisierung setzen, die positiven Auswirkungen auf ihre Finanzen.
Konstanz bei Mitarbeitern
In Zeiten hoher Arbeitslosenzahlen und vorherrschender Kurzarbeit ist es positiv, dass laut Umfrage 62 % der Unternehmen ihre Mitarbeiter behalten möchten. Darüber hinaus planen 15 % sogar eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl – hier sind vor allem die IT-Branche, die Bauwirtschaft und die Pharma-Industrie zu nennen. Demgegenüber besteht bei 7 % der Betriebe die Gefahr, Mitarbeiter abbauen zu müssen. Rund ein Drittel davon müsste laut eigenen Angaben im absoluten Ernstfall sogar über ein Viertel der Belegschaft reduzieren – vor allem das Gastgewerbe. Im Rahmen der Mitarbeitersuche setzen Unternehmen aktuell in erster Linie auf die Faktoren Zuverlässigkeit (67 %), Fachkompetenz (59 %) und Loyalität
(47 %). Querdenker (15 %) und „innovative First-Mover“ (11 %) stehen aktuell auf der Beliebtheitsskala von Recruitern hingegen nicht ganz oben.
2022: das Jahr der Erholung
Laut Austrian Business Check haben Österreichs Unternehmen das laufende Jahr quasi ad acta gelegt. Lediglich 15 % glauben daran, dass sich 2021 eine wirtschaftliche Verbesserung einstellen wird – diese wird vielmehr für das kommende Jahr erwartet. 39 % setzen große Hoffnungen in 2022. Weitere 22 % erwarten eine Entspannung im Jahr 2023, zudem ist ein knappes Viertel eher pessimistisch und geht davon aus, dass es der heimischen Wirtschaft frühestens im Jahr 2024 gelingen wird, sich zu erholen. Aber: Gleichzeitig sind zwei Drittel der Befragten davon überzeugt, dass Österreichs Wirtschaft auch im internationalen Vergleich ein Comeback gelingen wird – wenn auch erst in einigen Jahren.
Hier können Sie die Pressekonferenz nachschauen.
Im Rahmen des Austrian Business Check 2021 hat der KSV1870 in Zusammenarbeit mit Marketagent rund 1.200 Unternehmen zu aktuellen Wirtschaftsthemen rund um die Corona-Krise befragt.