Damit 2022 unternehmerisch ein Erfolg wird, empfehlen wir den eigenen Betrieb unter die Lupe zu nehmen.
Ricardo-José Vybiral
Laut WIFO und IHS wird Österreich 2022 seinen Wachstumskurs fortsetzen: Das Plus soll sich zwischen vier und fünf Prozent abspielen. Unter der Voraussetzung, dass der Wintertourismus nicht einbricht. Und obwohl Prognosen heutzutage von enormer Unsicherheit geprägt sind – man weiß ja nie, was das nächste Monat bringt –, macht das Hoffnung. Und es zeigt, dass die meisten Branchen nach einem Lockdown, wenn sie wieder regulär arbeiten, stark zurückkommen. Damit die Unternehmen ihr Potenzial unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen voll ausschöpfen können, habe ich ein paar Tipps für das neue Jahr erstellt.
1. Geschäftsmodell abklopfen
Wenn Krisen auftreten, dann ist man stets gut beraten, das eigene Geschäftsmodell auf die Rüttelstrecke zu stellen. Insbesondere die Corona-Pandemie – also eine lang andauernde weltweite Krise - hat wohl einige Eckpfeiler des Wirtschaftens, des Konsums und des Arbeitens dauerhaft verändert. Auf den Punkt gebracht: Es wird nie wieder, wie es früher einmal war. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig zu hinterfragen, ob das Geschäftsmodell noch funktioniert oder angepasst werden muss. Welche neuen Chancen und Potenziale haben die Veränderungen gebracht? Auf welchen Zug kann ich aufspringen? Wie sieht mein Markt aus – heute und in Zukunft? Gibt es außerhalb meiner Branche Veränderungen, die mein Geschäftsmodell bedrohen? Könnten Schlüsselpartner ausfallen und habe ich Alternativen in petto? Stichwort Lieferketten: Wie abhängig bin ich von einzelnen Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden? Wie sieht mein Klumpenrisiko aus? Natürlich kosten Veränderungen und Innovationen Geld. Und klar, das Überleben vieler Betriebe hängt an der Liquidität. Aber: Kapital ist aktuell günstig und Investitionen sind in vielen Bereichen möglich.
2. Finanzen absichern und planen
Auch wenn sich die Wirtschaft in einer Achterbahn befindet, haben wir gelernt, mit den Lockdowns, den sich laufend ändernden Rahmenbedingungen, den Hilfsgeldern und Verordnungen umzugehen. Wir haben eine Ahnung davon, was circa auf uns zukommt, wenn die nächste Corona-Welle das Land flutet. Davon ausgehend ist es zwar schwierig, aber doch möglich, das Geschäftsjahr zu planen und Ziele zu operationalisieren. Natürlich unter der Prämisse, dass sie öfter als früher angepasst werden müssen. Ziel ist es, die finanzielle Stabilität des Unternehmens im Blick zu halten und falls notwendig gegenzusteuern. Was die Finanzen betrifft, so ist es der kaufmännischen Sorgfalt geschuldet, staatliche Hilfen auch zu beantragen. Laut unserem jüngsten Austrian Business Check hat sich zwar herausgestellt, dass viele Unternehmer die an sie ausbezahlten Hilfen nicht gebraucht hätten, doch das weiß man immer erst hinterher. Sich im Vorfeld darauf zu verlassen, wäre fahrlässig. Sollte es dennoch finanziell eng werden, dann empfehle ich den sehr lesenswerten Blog-Beitrag von Karl-Heinz Götze, Leiter der Insolvenz beim KSV1870, zum Thema Sanierung.
3. Digitalisierung weiter pushen
Sucht man positive Aspekte an der Corona-Pandemie, dann wohl, dass sie der Digitalisierung einen Schub verpasst hat. 2021 machte Österreich im DESI-Index (Digital Economy and Society Index der EU) einen Sprung nach vorne auf Platz 10 und befindet sich nun im Top-Bereich der untersuchten Länder. Aber das Thema ist noch längst nicht in trockenen Tüchern, denn vor der Krise haben sich kaum Unternehmen mit der Digitalisierung als strategischem Zukunftsthema befasst. Eine Agenda hatten die Wenigsten. Digitalisiert wurde hauptsächlich im administrativen Bereich und nicht an der Schnittstelle zum Kunden. Dies hat sich nun etwas gedreht. Und das ist gut so. Die Zukunft ist in vielen Bereichen digital und die großen Internetgiganten legen die Latte beim Kauf von Produkten und Services ständig höher. Damit geben sie auch den Standard in der Kundenerwartung vor. Unternehmen, die dem so gar nicht nachkommen, werden auf Dauer am Abstellgleis landen.
4. Innovation aktiv fördern
Wer immer dasselbe macht, kann durchaus lange damit gut fahren. Wird der Markt aber „plötzlich“ von innovativen Playern aufgerollt, dann kann deren Vorsprung kaum mehr aufgeholt werden. Hinzu kommt, dass Produkte unterschiedliche Lebenszyklen durchlaufen und besonders in Sättigungsphasen führt starker Wettbewerb auch zum Preisverfall. Innovationen können die Lösung sein, indem Produkte günstiger oder aber bessere Produkte mit den gleichen Ressourcen hergestellt werden. Erfolgreiche Unternehmen punkten auch mit neuen Lösungen. Entweder um den Anforderungen des Marktes zu entsprechen oder um gar einen noch nicht vorhandenen Bedarf auf Seiten der Unternehmen bzw. Konsumenten erst zu kreieren. Letzteres ist aber sicherlich die Königsklasse. Unternehmen sollten sich fragen, ob sie die Entwicklung von Innovationen durch entsprechende Strukturen aktiv fördern. Ob Ideen tatsächlich durch entsprechende Produkte oder Services Gestalt annehmen und sie (oder ein Teil davon) die Schlagkraft zur Monetarisierung haben.
5. Wissen fördern
Der Fachkräftemangel ist keine Blüte der Krise. Er war schon vorher da, hat sich nun aber verschärft. In den besonders krisengebeutelten Branchen, wie etwa der Gastronomie oder im Tourismus, haben sich viele Beschäftigte nachhaltig umorientiert. Vom Mangel an (qualifizierten) Mitarbeitern in der Industrie und dem Pflegedebakel gar nicht erst zu reden. Auf der anderen Seite stehen die stark nachgefragten Top-Qualifizierten, deren Themen die Work-Life-Balance und 4-Tage-Woche sind. Homeoffice ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Ein Obstkorb oder ein gestütztes Mittagessen kein Asset. Und so kommt es, dass laut einer Studie des Beraters EY 67 Prozent der befragten Unternehmen heute Leute einstellen, die sie vor einem Jahrzehnt noch abgelehnt hätten. Die Betriebe müssen sich überlegen, ob sie überhaupt in der Lage sind, mit den bestehenden Ressourcen Wachstumspotenziale zu stemmen. Ein weiterer Punkt: Gibt es im Unternehmen das richtige Know-how? Wer kann, setzt jedenfalls auf interne Ausbildungsmodelle, Employer Branding und ein gutes Onboarding. Nicht schaden kann auch Offenheit in Bezug auf neue Kooperationen und Allianzen mit anderen Unternehmen bzw. Organisationen. Man muss nicht alles selbst machen.
6. Bonitäten absichern
Die Bonität von Wirtschaftstreibenden ist nicht in Stein gemeißelt. Unternehmen sollten daher über die wirtschaftliche Lage ihrer Kunden und Lieferanten Bescheid wissen. Es gilt, ständig auf dem Laufenden zu sein und gegebenenfalls zusätzliche absichernde Maßnahmen zu ergreifen. Vor diesem Hintergrund lohnt sich eine KSV1870 Mitgliedschaft, denn die Unternehmen werden jeden Montag über die aktuellen Insolvenzfälle informiert. Somit können Insolvenzforderungen rasch angemeldet und der Schaden minimiert werden. Die KSV1870 Information GmbH unterstützt zudem mit Bonitätsauskünften über Firmen und Privatpersonen und monitort Veränderungen. Rund 80 Prozent der Forderungsausfälle werden durch Bestandskunden verursacht. Speziell für E-Commerce-Unternehmen hat der KSV1870 im Vorjahr die 2-stufige Lösung „SmartRiskService“ entwickelt, die es ermöglicht, die Bonität von Konsumenten via Schnittstelle innerhalb von 300 Millisekunden abzufragen. Wer mehr Details für seine Geschäftsentscheidung braucht, hängt den umfassenden KontoCheck auf Bankkontodaten-Basis (PSD2) an.
7. Offene Forderungen betreiben
Die Pleite trotz voller Auftragsbücher kommt öfter vor als man denkt. Vor allem kleine Unternehmen sind mit dem Tagesgeschäft oft dermaßen eingedeckt, dass die konsequente Betreibung der offenen Forderungen ins Hintertreffen gerät. Zahlen aber Kunden ihre Rechnungen nicht, dann fehlt dem Unternehmen Liquidität, die gerade jetzt entscheidend ist. Geraten die Aufträge ins Stocken oder summieren sich die Forderungsvolumina, dann ist das Unternehmen rasch in seinem Bestand gefährdet. Die KSV1870 Forderungsmanagement GmbH rät daher, Forderungen umgehend zu betreiben und/oder dem KSV1870 zu übergeben. Denn: Je „älter“ eine Forderung, umso höher das Ausfallsrisiko. Wer dafür keine Kapazitäten hat, oder im Sinne der Kosteneffizienz Arbeitsprozesse auslagern möchte, kann auf „SmartService“ zurückgreifen: Von der Rechnungslegung auf Ihrem Geschäftspapier bis hin zum Inkasso übernimmt der KSV1870.
8. IT-Systeme und Daten schützen
Schützenswerte und personenbezogene Daten sind die bevorzugten Angriffspunkte von Cyberattacken. Jedes Unternehmen ist also gut beraten, zu hinterfragen, ob die eigene IT für die bestehenden Herausforderungen - insbesondere in Bezug auf Cybersecurity - gewappnet ist. Es muss selbstverständlich sein, die verfügbaren Software-Updaten, Patches usw. laufend einzuspielen. Um Schwachstellen zu finden, lohnt es sich auch, einen Außenstehenden darauf anzusetzen. Übertrieben? Gerade in den vergangenen Jahren mehren sich die Fälle, in denen Unternehmen Opfer von Cyberangriffen geworden sind. Und nicht wenige wurden komplett ausgehebelt. Die Medien sind voll von Beispielen. Hinzu kommt, dass durch die DSGVO die Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten klar festgelegt wurden. Die Strafen bei Verstößen sind empfindlich und der potenzielle Imageschaden auch. Der Aufwand den Vorgaben zu entsprechen ist hoch, das Thema sollte aber dennoch Priorität haben.