Privatkonkurse 2023: 61 Prozent sind Männer

Neben einer steigenden Anzahl an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren hat sich im Vorjahr auch der Anteil an jungen Menschen im Privatkonkurs deutlich erhöht. 

 

Wien, 31.01.2024 – Eine aktuelle KSV1870 Analyse zu den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im Jahr 2023 zeigt, dass in Österreich weiterhin vor allem Männer (61 %) von einem Privatkonkurs betroffen sind. Dies passiert häufig auch aufgrund einer unternehmerischen Tätigkeit bzw. erhöhter Risikobereitschaft. Zudem gibt es zwischen den Geschlechtern deutliche Unterschiede in Sachen Schuldenhöhe: Einer durchschnittlichen Verschuldung von 128.000 Euro pro Mann stehen etwa 69.000 Euro pro Frau gegenüber. Abseits davon wächst der Anteil an jungen Menschen, die bereits sehr früh im Leben mit einem finanziellen Rucksack zu kämpfen haben.

Grafik zur den Zahlen Privatinsolvenz 2023
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Für viele Menschen wird auch das heurige Jahr zum finanziellen Drahtseilakt werden. Insofern sollte jede Ausgabe gut überlegt sein, so Götze.

Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist im Vorjahr gegenüber dem Jahr 2022 um 8,2 Prozent auf 8.845 Fälle (24 Fälle pro Tag) gestiegen. Wie die aktuelle Analyse belegt, sind in 61 Prozent der Fälle Männer von einer privaten Pleite betroffen. „Obwohl die Menschen insgesamt mehr denn je auf ihr Geld achten und bemüht sind, mit ihren finanziellen Mitteln das Auslangen zu finden, so sind es am Ende des Tages vor allem die Männer, die verstärkt betroffen sind. Nicht selten stammen die Schulden aus ihren Unternehmen, was auch das Delta bei der Schuldhöhe erklärt“, so MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Insgesamt zeigt die Analyse, dass trotz einer Vielzahl an wirtschaftlichen Herausforderungen die durchschnittliche Schuldenhöhe pro Schuldner im Vorjahr etwas gesunken ist – und zwar von 111.000 Euro auf 104.000 Euro gegenüber dem Jahr 2022. In Anbetracht der weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen geht der KSV1870 davon aus, dass sich die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren am Ende des laufenden Jahres bei rund 9.500 Fällen einpendeln wird. „Für viele Menschen wird auch das heurige Jahr zum finanziellen Drahtseilakt werden. Insofern sollte jede Ausgabe gut überlegt sein“, erklärt Götze. 
 

Haftungen als Schuldenfalle für Frauen

Auch wenn weitaus weniger Frauen in den Privatkonkurs schlittern als Männer, zeigt sich, dass etwaige Haftungsthematiken weiterhin ein häufiger Grund sind, warum Frauen in der finanziellen Sackgasse landen. „Gemeinsame Kredite und übernommene Haftungen für Angehörige werden für Frauen in Verbindung mit den zuletzt stark gestiegenen Kosten mittlerweile sehr rasch zu einem wirtschaftlichen Teufelskreis, aus dem sie nur schwer entkommen“, so Götze. Die Schulden resultieren häufig aus notwendigen Krediten, etwa für die Finanzierung von Wohnraum. Viele Frauen unterschreiben Bürgschaften, obwohl sie oft nicht unmittelbar auf die Erfüllung des Kredites Einfluss nehmen können. Im Falle einer Trennung geht diese Rechnung dann nicht mehr auf. Aus Sicht des KSV1870 sollten Frauen daher im Vorfeld stärker sensibilisiert werden, welche Konsequenzen aus einer Bürgschaft entstehen können. 

Immer mehr junge Menschen betroffen

Weiters zeigt die KSV1870 Analyse, dass private Schulden bereits in jungen Jahren immer häufiger zum Problem werden. Demnach ist der Anteil der „unter-25-Jährigen“, die im Vorjahr von einem Privatkonkurs betroffen waren, von 4,7 auf 6,3 Prozent angewachsen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der 25- bis 40-Jährigen von 37,3 auf 39,1 Prozent erhöht. Darüber hinaus ist in diesen beiden Altersgruppen die durchschnittliche Schuldenhöhe teils gravierend gestiegen. Während sich der Anstieg bei den 25- bis 40-Jährigen um sieben Prozent auf 74.000 Euro erhöht hat, fällt bei den „unter-25-Jährigen“ der Zuwachs von 35 Prozent auf 59.000 Euro massiv aus. „Immer mehr junge Menschen verlieren den Überblick über ihre Finanzen und verpassen den Zeitpunkt der Schuldenregulierung - noch vor einem Konkursverfahren“, so Götze. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, setzt sich der KSV1870 seit vielen Jahren für eine gezielte Finanzbildung von jungen Menschen ein. So halten unter anderem KSV1870 Expertinnen und Experten regelmäßig Vorträge und Workshops in Schulen. Darüber hinaus engagiert sich der Gläubigerschutzverband im Hochschulbereich, wenn es um die adäquate Ausbildung von sogenannten Finanzbildungscoaches geht, die das erworbene Finanzwissen in die Schulen tragen sollen. Weiters sind die prozentuellen Anteile an den österreichweiten Privatkonkursen in den Altersklassen „41 bis 60 Jahre“ (45,7 %) und „über 60 Jahre“ (8,9 %) leicht rückläufig. Dafür fällt hier das durchschnittliche Schuldenausmaß mit 123.000 Euro (41- bis 60-Jährige) und 168.000 Euro (über 60 Jahre) deutlich höher aus als bei den Jüngeren. 

Kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land 

Die Auswertung zeigt auch, dass die Ergebnisse in den einzelnen Bundesländern insgesamt sehr ähnlich ausfallen, was die Verteilung der Privatkonkurse zwischen Mann und Frau anbelangt. Demnach fällt der „Männeranteil“ in allen neun Bundesländern jeweils größer aus. Die geringsten Unterschiede verzeichnen das Burgenland mit einem „Männeranteil“ von 55 Prozent und die Steiermark mit einem Männeranteil von 57 Prozent. Die deutlichste Differenz zeigt sich in Salzburg, wo 64 Prozent aller Privatkonkurse die Männer betreffen.